Gleich zu zwei Einsätzen rückten Feuerwehr und Rettungsdienst in Wiesbaden innerhalb von 24 Stunden aus, bei denen Kohlenmonoxid (CO) unbemerkt ausgetreten war und Bewohner vergiftete. Beide Fälle ähneln sich: Eine Person wird bewusstlos, der Rettungsdienst trifft ein und die mitgeführten Warngeräte schlagen Alarm.
Der erste Einsatz ereignet sich am Montagabend in Biebrich. Gegen 16:45 Uhr fährt ein Rettungswagen zu einer 18 Jahre jungen Frau, die in ihrer Wohnung ohnmächtig geworden war. Sofort schlägt der CO-Warnmelder der Rettungswagenbesatzung Alarm. 150 ppm zeigt das kleine Gerät an, das seit einer Studie 2011 mitgeführt wird. Höchstens 30 ppm sind an Arbeitsplätzen erlaubt, ab 60 ppm ist der Bereich sofort zu verlassen.
Deshalb wird das Haus evakuiert und alle zehn Bewohner auf eine CO-Vergiftung vor Ort kontrolliert. Zur Koordinierung der Maßnahmen kommt die Einsatzleitung Rettungsdienst (LNA und OLRD) hinzu. Die evakuierten Personen weisen jedoch keine oder lediglich sehr geringe CO-Werte im Blut auf, sodass keine weiteren Bewohner ins Krankenhaus müssen. Wäre das giftige, geschmacks-, farb- und geruchlose Kohlenmonoxid nicht bemerkt worden, hätten weitere Vergiftungen gedroht.
Nach umfangreicher Belüftung des Mehrfamilienhauses können alle Wohnungen, bis auf die des ursprünglichen Einsatzes, wieder bezogen werden. Sechs Bewohner ziehen dennoch in eine Notunterkunft. Als Ursache stellen Einsatzkräfte, Gasversorger sowie Schornsteinfeger eine defekte Gas-Therme fest.
Unter Atemschutz konnte in der betroffenen Wohnung nach der Belüftung noch eine CO-Belastung festgestellt werden. In den benachbarten Wohnungen konnten hingegen keine besonderen CO-Werte gemessen werden. Zwei Notärzte und vier Rettungswagen waren vorsorglich an der Einsatzstelle, ebenso die Einsatzleitung Rettungsdienst.
Von drei Betroffenen mussten zwei mit einer CO-Vergiftung ins Krankenhaus. Auch hier war eine defekte Therme offenbar Ursache für den unbemerkten Austritt des gefährlichen Gases. Für die Rettungsmaßnahmen war die Klarenthaler Straße rund eine Stunde gesperrt.
Warum es gerade jetzt vermehrt zu CO-Einsätzen kommt, kann nur vermutet werden. Zum einen beginnt die Heizperiode, bei der die Gasthermen vermehrt arbeiten und weniger gelüftet wird. Außerdem ist es möglich, dass der starke Wind der letzten Tage das Gas zurück in die Schornsteine drückt oder zumindest die Abluft mindert.
Sicher ist jedoch, dass beide Fälle wieder nur durch die mitgeführten Warngeräte des Rettungsdienstes und die etablierten Alarmpläne bemerkt und glimpflich beendet werden konnten. Zu empfehlen ist allen Privatpersonen mit Gasthermen und ähnlichen CO-Quellen die Installation von CO-Warnmeldern, ähnlich den Rauchmeldern.
Ausführliche Informationen zu Kohlenmonoxid, der Studie der Berufsfeuerwehr Wiesbaden sowie konkrete Handlungsempfehlungen finden Sie auf unserer Sonderseite „Gefährdung durch Kohlenmonoxid“.
CO-Einsatz Breslauer Straße 28.10.13:
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CO-Einsatz Klarenthaler Straße 29.10.13:
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- Gefährdung durch Kohlenmonoxid: Eindeutiges Ergebnis der Studie der Feuerwehr Wiesbaden
Downloads:
- MMH-Studie: „Gefährdung durch Kohlenstoffmonoxid an der Einsatzstelle“ (PDF)
Studienbericht mit einer Gefährdungsanalyse durch Kohlenstoffmonoxid an der Einsatzstelle inkl. Empfehlung zur Ausstattung von Einsatzkräften und Abwicklung von Einsätzen mit erhöhtem Kohlenstoffmonoxidgehalt in der Atmosphäre. - Fachempfehlung des DFV: „Rahmenempfehlung zu Einsätzen bei Verdacht auf einen CO-Notfall innerhalb von Räumlichkeiten“ (PDF)
- Info-Broschüre für Haushalte: „Gefahr durch CO – Kohlenstoffmonoxid“ (PDF)