(me) Der Jahreswechsel ist für Feuerwehren immer etwas Besonderes. Nie ist die Wahrscheinlichkeit auf einen Einsatz so groß, wie in der Nacht zum neuen Jahr. Befürchtungen, es könne zu mehreren, größeren Bränden kommen, bestätigten sich in Wiesbaden zum Glück nicht. Im Gegenteil: Selten startete die Feuerwehr Wiesbaden so ruhig in das neue Jahr, wie dieses Mal.
Es ist 15:30 Uhr an Silvester auf der Feuerwache 1 am Kurt-Schumacher-Ring. 25 Einsatzkräfte treten zur Fahrzeugübernahme an. Es ist die dritte Wachabteilung, die in der kommenden Nacht bereit steht, um die Sicherheit in Wiesbaden zu gewährleisten, anstatt zu feiern. Das es Einsätze geben wird, ist allen klar. Meist geht es gegen 22 Uhr los, wenn die Menschen immer ausgelassener auf die Straßen zum Feiern ziehen.
Um 17 Uhr der erste Alarm: Ein Anwohner hat eine Rauchentwicklung im Bereich der Kreuzkirche festgestellt. Die Mannschaft des Basis-LF überprüft die Meldung – ein Fehlalarm. Kurz vor 19 Uhr gibt es erst einmal eine Stärkung. Bei der Berufsfeuerwehr wurde schon den ganzen Nachmittag gekocht: Braten mit Soße und Knödel. Die FF-Stadtmitte hingegen lässt sich bekochen: Ein Partyservice hat ein kleines Menü geliefert.
Vor 24 Uhr müssen die Kräfte der Berufsfeuerwehr dann zu einem Gasgeruch am Nerotal eilen – eine eher ungewöhnliche Einsatzmeldung an Silvester. Vor Ort ist zwar ein leichter Gasgeruch aus einer Baustelle wahrzunehmen, aber keine akute Gefahr erkennbar. Die Stadtwerke übernehmen die Einsatzstelle.
Während die Feuerwehren im Wachbezirk 3 weiter ruhen, muss die Wache 2 eine brennende Mülltonne in Biebrich löschen und der Löschzug der Wache 1 in die Langgasse ausrücken. Dort hatte Feuerwerk eine Scheibe im 2. Obergschoss durchschlagen und es ist unklar, ob die Wohnung dahinter nun in Gefahr ist. Mit der Drehleiter wird der Schaden von außen begutachtet und man stellt fest: Der Feuerwerkskörper hatte nur eine von zwei Scheiben durchschlagen und stellt keine Gefahr für die Wohnung dar.
Ein Mann hatte offenbar einen Krampfanfall, ist jedoch bei Bewusstsein. Während Notarzt und Rettungssanitäter mit dem renitenten Pateinten kämpfen, äußert eine Nachbarin ihre Sorgen gegenüber der Feuerwehr. In der betroffenen Wohnung ist der Strom abgeschaltet. Durchgängig brennen Kerzen, die nicht unbedingt sicher aufgestellt sind. Doch der Feuerwehr sind vorerst die Hände gebunden und rückt wieder ein.
Gegen 2:15 fährt das Löschgruppenfahrzeug seinen letzten Einsatz. In der Oranienstraße beginnt eine große Papiermülltonne zu brennen. Dochnoch, bevor Flammen zu sehen sind, ist die Mülltonne geflutet und eine Brandausbreitung verhindert.
Womit keiner rechnet: In diesem Moment springt ein Mann, offenbar in suizidaler Absicht, von der Theodort-Heuss-Brücke in den Rhein. Das bedeutet Großalarm für die Berufsfeuerwehren aus Mainz und Wiesbaden, sowie den DLRG-Einheiten. Von der Wache 1 rückt neben dem Gerätewagen-Wasserrettung auch das Ergänzungs-LF mit dem Rettungsboot aus.
Während einige Einheiten bereits im Rhein nach dem Mann suchen, soll das Rettungsboot im Schiersteiner Hafen zu Wasser gelassen werden. Aber: Kaum in der Dunkelheit zu erkennen, bedeckt immernoch eine Eisschicht den Hafen. Die Einsatzkräfte beschließen das Boot in Biebrich zu Wasser zu lassen.
Über eineinhalb Stunden suchen rund 70 Einsatzkräfte, auch mit dem Polizeihubschrauber, nach dem Mann. Doch schließlich wird die Suche ergebnislos abgebrochen. Bei der starken Strömung und der Kälte hat ein Mensch hier wenig Chancen. Mit diesem Einsatz ist die Silvesternacht für die Feuerwehr beendet. Eine aus Sicht von Feuerwehrleuten sehr entspannte Nacht mit dennoch ungewöhnlichen Einsätzen.
An dieser Stelle möchten wir der Berufsfeuerwehr – besonders der 3. Wachabteilung der Feuerwache 1 – und der FF-Stadtmitte für die Möglichkeit, diese Nacht hautnah zu erleben und die Gastfreundschaft, ganz herzlich danken. Und natürlich wünschen wir Euch allen ein fröhliches, sicheres, gesundes und erfolgreiches neues Jahr!