Vollsperrung der A60 bei Mainz-Hechtsheim am Sonntagmorgen. Im neugebauten Tunnel ist es zu einem Auffahrunfall gekommen – ein Pkw fängt Feuer. Knapp 60 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei sind im Einsatz. Zehn Verletzte müssen versorgt werden. Zum Glück alles nur eine Übung.
Vor wenigen Wochen wurde der neue A60-Tunnel bei Hechtsheim in Betrieb genommen. Gesetzlich vorgeschrieben ist dafür auch eine Notfallübung, um die Notfalleinrichtungen im Tunnel und das Einsatzkonzept von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei zu testen. „Ein Tunnel birgt besondere Gefahren“, erläutert Rolf Wachtel, Leiter der Mainzer Berufsfeuerwehr. „Die Rettungskräfte müssen mit einer starken Verrauchung und einer schlechten Zugänglichkeit kämpfen.“ Da der 450 Meter lange Tunnel über keine maschinelle Entrauchungsanlage verfügt, sollte mit der Übung auch die natürliche Entrauchung getestet werden. Eine Fachfirma verrauchte daher die Südröhre realistisch.
Gleich über mehrere Wege werden die Rettungskräfte alarmiert. Mehrere Notrufe gehen bei der Polizei und der Leitstelle der Feuerwehr ein. Die Brandmeldeanlage schlägt Alarm und auch ein Druckknopfmelder wird gedrückt. Über eine Notrufsäule im Tunnel wird eine Sicherheitsfirma in Hamburg verständigt, die den Notruf an die Polizeiautobahnstation Heidesheim weiterleitet. Bei der Polizei laufen auch die Überwachungskameras auf, die den Tunnel überwachen.
Als die Kräfte der Feuerwache 1 und der Freiwilligen Feuerwehr Hechtsheim am Westportal der Südröhre eintreffen, ist die Lage noch ungewiss. Der Rauch hängt tief unter der Decke – Erste Verletzte rennen den Einsatzkräften aus dem Tunnel entgegen. Ausgerüstet mit Atemschutz geht ein erster Trupp in den verrauchten Tunnel vor. An einem der Wandhydranten wird der Schlauch angeschlossen. Flammenschein ist sichtbar und verunfallte Autos. Die Retter können nicht wirklich viel erkennen – Der dichte Rauch ermöglicht eine Sicht von vielleicht einem Meter.
In der nicht betroffenen Nordröhre ist zwischenzeitlich ein Löschfahrzeug der Feuerwache 2 eingetroffen. Über eine Verbindungstür geht auch von hier ein Trupp unter Atemschutz vor. Das Feuer ist mittlerweile gelöscht – Die ersten Unfallopfer, gespielt vom Grundlehrgang der Berufsfeuerwehr Mainz, sind bereits in Obhut des Rettungsdienstes und der Schnelleinsatzgruppen von Johanniter und Rotem Kreuz, die sich ebenfalls am Westportal positioniert haben. Auf dem Betriebsgelände oberhalb des Tunnels hat der Einsatzleitwagen 2 mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Bretzenheim eine Einsatzleitung aufgebaut.
Ein letzter Verletzter muss noch gerettet werden. Er ist in seinem Fahrzeug eingeklemmt. Feuerwehrkräfte tragen ein Hydraulikaggregat von der Nordröhre zum Unfallort – Rettungsschere und -spreizer werden vorbereitet. Der Rauch ist inzwischen verzogen. „Wir waren erstaunt, wie schnell der Rauch nach Abstellen der Nebelmaschinen verzogen war“, resümiert Klemens Boenke, Pressesprecher der Feuerwehr Mainz. Insgesamt sei die Übung gut gelaufen, so Feuerwehr, Rettungsdienst und Autobahnpolizei einstimmig. „Wie immer gibt es noch Kleinigkeiten zu verbessern“, ergänzt Rolf Wachtel. Die Übung soll in den kommenden Tagen von allen beteiligten Organisationen noch ausgewertet werden.
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