Bei einem schweren Verkehrsunfall auf der A3 mit fünf Fahrzeugen wurde am Samstagabend eine Person getötet sowie vier Personen schwer- und zwei Personen leicht verletzt. Ein Geisterfahrer kollidierte mit mehreren Fahrzeugen und flüchtete anschließend zu Fuß. Die Polizei ermittelt inzwischen wegen Totschlag oder Mord. Für die Unfallaufnahme musste die Autobahn über sieben Stunden gesperrt bleiben.
Am Samstagabend gegen 20:35 Uhr wendet ein 43-jähriger Wiesbadener seinen VW Touareg auf der A3 zwischen den Anschlussstellen Niedernhausen und Idstein und fährt entgegengesetzt der Fahrtrichtung weiter. Auf der linken Spur kommt es in Höhe Niederseelbach dann zu einem seitlich versetzten Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden Duisburger BMW. Der 56-jährige Fahrer des BMW wird in seinem Fahrzeug eingeklemmt. Ihn muss die Feuerwehr mit hydraulischem Rettungsgerät aus dem Fahrzeug befreien. Doch für ihn kommt leider jede Hilfe zu spät – Er verstirbt noch am Unfallort. Seine 54-jährige Ehefrau und der 17-jährige Sohn werden schwer verletzt.
Rund 200 Meter weiter kollidiert der Geisterfahrer mit einem BMW Z4 aus Neuenkirchen. Der 36-jährige Fahrer eines Opel Insignia kann trotz Ausweichmanöver nicht einen Zusammenstoß verhindern und kracht in den BMW Z4, dreht sich und kommt an der Leitplanke zum Stehen. Zwei weitere PKW, ein schweizer Audi sowie ein weiterer VW Tuareg aus Köln beschädigen sich ihre Fahrzeuge durch Überfahren von Fahrzeugteilen. Die beiden Insassen des BMW Z4 werden schwer verletzt, die Insassen des Opel Insignia bleiben glücklicherweise unverletzt.
Der Unfallverursacher versucht zunächst noch mit seinem Auto weiterzufahren, flüchtet aber dann zu Fuß. Trotz intensiver Suche mit mehreren Streifenwagen, Feuerwehrkräften aus Niedernhausen, Königshofen und Niederseelbach, einem Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera sowie den Rettungshundestaffeln der Feuerwehr Wiesbaden und des DRK Untertaunus, kann er bis zum Morgen nicht gefunden werden. Auch ein angrenzender ICE-Tunnel wird von der Bundespolizei abgesucht.
Durch die Staatsanwaltschaft Wiesbaden wird ein Sachverständiger zur Unfallaufnahme hinzugezogen. Die Feuerwehr Niedernhausen und das THW aus Idstein leuchten für die Spurensicherung die Unfallstelle aus. Bis vier Uhr bleibt die A3 in Fahrrichtung Frankfurt gesperrt. Es bildet sich zeitweise ein Stau von zehn Kilometern Länge. Der Sachschaden wird von der Polizei auf rund 135.000 Euro geschätzt.
Die Mordkommission habe die Übermittlungen übernommen, sagte ein Sprecher der Polizei am Sonntagmittag gegenüber dem Hessischen Rundfunk. Es gehe um Totschlag oder Mord, keineswegs mehr um Straßenverkehrsgefährdung. Der Mann habe mitten auf der Autobahn gewendet. Offenbar schließt die Polizei auch nicht mehr aus, dass der Mann absichtlich umdrehte, um das nachfolgende Auto zu rammen.
[UPDATE 1 – 06.11.11 – 14:18 Uhr]
Der geflüchtete Unfallverursacher stellte sich am Sonntagvormittag der Frankfurter Polizei, das bestätigte die Polizei telefonisch gegenüber Wiesbaden112.de. Er wurde festgenommen und mit Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert.
[UPDATE 2 – 07.11.11 – 17:00 Uhr] Der 48-jährige Unfallverursacher, der sich am Sonntagvormittag auf dem 7. Revier in Frankfurt-Fechenheim gestellt hatte, konnte am Montagnachmittag wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden, so die Polizei in einer Pressemitteilung vom Montag. Er wurde daraufhin dem Polizeipräsidium Westhessen in Wiesbaden überstellt. Bei der Kriminalpolizei machte er jedoch weder Angaben zu seinem Motiv, noch zum Unfallhergang. Die Staatsanwaltschaft in Wiesbaden hat mittlerweile einen Haftbefehl wegen eines Kapitaldeliktes beantragt. Die Vorführung beim Haftrichter findet derzeit statt. Das Ergebnis der Vorführung steht noch aus.
[UPDATE 3 – 09.11.11 – 15:00 Uhr]
In der Nacht zum Sonntag knackte der 48-jährige Unfallverursacher den höchsten Bingo-Jackpot Deutschlands. 500.000 Euro gewann der Familienvater am Automatenspiel der Wiesbadener Spielbank. 19 Stunden später wurde er zum Geisterfahrer. Das berichtete der „Wiesbadener Kurier“ in seiner Mittwochausgabe.
Der Haftbefehl lautet auf Verdacht des Mordes. Als Mordmerkmal wird Heimtücke angenommen. Der 48-Jährige habe sein Auto als gemeingefährliches Mittel eingesetzt, vorsätzlich gewendet und zumindest auch billigend in Kauf genommen, dass Menschen verletzt oder getötet werden können. Vor dem Unfall hatte sich der Wiesbadener längere Zeit in der Spielbank Bad Homburg aufgehalten und dort nach eigenen Angaben vier Gläser Rotwein getrunken. Als mögliche Erklärung für sein tödliches Wendemanöver soll der Wiesbadener auch angeführt haben, dass er Diabetiker sei und es versäumt haben will, Medikamente zu nehmen.
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