Hinweis: Zu diesem Artikel gibt es ein Folgebericht, in dem auch Teile dieses Berichts korrigiert/aktualisiert werden.
Die Feuerwehr Lorch am Rhein hat mit ihren 32 Aktiven im letzten Jahr 128 Einsätze abgearbeitet. Darunter tagelange Einsätze aufgrund der Unwettersituation im Sommer. Vor der morgigen Stadtverordnetensitzung befürchtet Stadtbrandinspektor Torsten Lukas eine Eskalation.
Worum geht es? Seitdem die Feuerwehr Lorch die benötigte Drehleiter hat, muss das Tanklöschfahrzeug aufgrund von Platzmangel ausquartiert werden, drei Kilometer vom Feuerwehrhaus weg. Zudem hat das Feuerwehrhaus Brandschutzmängel, die dringend abgestellt werden müssen.
Hierzu haben Feuerwehr und Bürgermeister (CDU) gemeinsam mit Anwohnern einen Lösungsvorschlag entwickelt: Ein Anbau für rund 200.000 Euro soll die Lösung sein. Die Nutzung des Feuerwehrhauses wäre sichergestellt und bereits jetzt haben die ehrenamtlichen Feuerwehrleute hunderte Stunden in Um- und Ausbau investiert. Es könnte sofort los gehen.
Doch die Mehrheitskoalition aus SPD und FWG könnte allen Anschein nach in der morgigen Sitzung dagegen stimmen und einen Neubau anstreben. Dieser würde rund fünf Mio. Euro kosten – wenn man denn ein geeignetes Baugrundstück findet. Das ist nicht absehbar. Dazu würde das Feuerwehrhaus von Lorchhausen wegrücken. Von hier sollen in naher Zukunft Einsatzkräfte in die Feuerwehr Lorch gebracht werden, wenn diese aufgelöst werden muss.
Für die Feuerwehr gibt es nur die Lösung eines Anbaus. “Wir wollen gar nichts neues, teures. Wir wollen nur sicher und praktikabel arbeiten können”, erklärt Lukas. Mit betroffen sind auch die Jugendfeuerwehr mit etwa 20 Jugendlichen und die Kinderfeuerwehr mit ca. 15 Mitgliedern.
Eine Ablehnung des Anbaus, der bei geschlossener Abstimmung in der Sitzung durchgesetzt werden könnte, würde verheerende Reaktionen der Feuerwehrleute hervorrufen. Zumal es die langwierigere, weniger von den Anwohnern akzeptierte und wesentlich teurere Lösung wäre. Unklar in der Gerüchtelage ist, ob es nur ein Vorstoß der FWG ist, oder die Koalition aus SPD unnd FWG gemeinsame Wege geht.
Für weiteren Zündstoff sorgt der Antrag des FWG-Mannes und Stadtrat Stefan Gellweiler, zu prüfen, ob dem Stadtbrandinspektor die Kosten für seine Lehrgänge auferlegt werden können. Gellweiler führt an, dass Lukas hierdurch einen Vorteil bei seiner Bewerbung um seinen Beruf als Werkfeuerwehrmann gehabt haben könnte.
Die Voraussetzung für den Job war jedoch nur die Ausbildung zum Gruppenführer, die Lukas bereits vor seiner Zeit als Stadtbrandinspektor absolviert hatte. Zudem wurden die Lehrgänge und seine 10-jährige Tätigkeit ehrenamtlich in seiner Freizeit geleistet. Nun fürchtet er, dass sich unter diesen Bedingungen kein Nachfolger findet, wenn er im April als oberster Feuerwehrman Lorchs abtritt.
“Bei der kommenden Stadtverordnetensitzung”, so Lukas, “geht es aber nur um die Feuerwehr. Das andere Thema kommt an einem anderen Tag auf den Tisch”. Gellweiler kann man jedoch nicht Unwissenheit um das Thema Feuerwehr unterstellen. Er ist selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr eines Ortsteils. Den letzten großen Berührungspunkt hatte Torsten Lukas Vorgänger mit ihm bei der Anschaffung des neuen Einsatzleitwagens, als Gellweiler gegen den Willen von Bürgermeister und Feuerwehr eine Hochdrucklöschanlage für den ELW beschafft hatte. Das 12.000 Euro teure Gerät wurde nach zwei Jahren im Lager mit Verlust verkauft.
Was die Fraktion aus SPD/FWG zu ihrer Haltung bewegen kann, ist der Feuerwehr nicht klar. Lediglich unterschiedliche Meinungen über die Umsetzbarkeit der notwendigen Umbaumaßnahmen wurden bisher angeführt. Bleibt abzuwarten, wie die Stadtverordneten am Dienstag entscheiden. Die Motivation der Feuerwehrleute ist jedoch am Boden, die Wut dafür groß.
Update: 31.01.17 – 10 Uhr:
Wie Sebastian Busch als Fraktionsvorsitzender der SPD auf Facebook bekannt gibt, will die SPD an dem einstimmigen Beschluss der Stadtverordnetneversammlung vom 01.09.2016 festhalten. Dieser Beschluss entspricht den Vorstellungen und Wünschen der Feuerwehr. Demnach wäre bei der kommenden Stadtverordnetneversammlung wenig zu befürchten. Doch die Sorge um einen Vorstoß von FWG-Mann Gellweiler wiegt schwer.
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