Ein vom Bund gefördertes Forschungsprojekt entwickelte eine App, mit der im Katastrophenfall auch ohne bestehendes Netz per App kommuniziert, Hilfe angefordert und Waren getauscht werden können. Ein Test im September verlief erfolgreich, die Zukunft der Technologie ist jedoch ungewiss.
Seit März 2015 forschen das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), die Technische Universität Darmstadt und die Universität Kassel gemeinsam in dem Projekt namens “smarter”. Das Ziel: Wenn nach einer Katastrophe die Infrastruktur ausfällt und die Bevölkerung vorübergehend auf sich gestellt ist, soll sofortige Kommunikation mittels Smartphone möglich sein.
Möglich macht das eine App, die im Fall der Fälle über die WLAN-Schnittstellen verschlüsselt unter den verschiedenen Teilnehmern in Reichweite kommuniziert und alle Daten weitergibt, sodass Informationen wie in einem endlosen Repeater immer weitergegeben werden. Damit sollen nach einem Stromausfall, Hackerangriff oder einer Naturkatastrophe auch bei Netzausfall kommuniziert werden können.
“Diese Verhaltensweisen finden mobil, aktuell in sozialen Medien, statt”, sagt Dr. Jutta Helmerichs vom BBK. Darauf stellt sich die App ein: Es können Lebenszeichen an Kontakte geschickt oder angefordert – sogar miteinander gechattet – werden. Alles mit einer kleinen Zeitverzögerung, aber das System funktioniert. Auch ein Hilferuf kann gesendet werden. Dieser geht priorisiert an alle Empfänger, die dann selbst zur Hilfe eilen können. Eine Anbindung an Notrufzentralen wäre denkbar, war jedoch nicht Teil des Forschungsauftrags.
In einer groß angelegten Simulation auf einem Truppenübungsplatz testeten knapp 125 Personen die App unter echten Bedingungen. Dabei zeigte sich nicht nur die Funktionsweise und der Nutzen der App, sondern auch, dass “analoge” Lösungen genauso genutzt werden. Der Erfolg liegt offenbar in der Mischung aus digital und analog.
Noch ist ein großes Manko der App, dass sie bei allen Funktionen und Verschlüsselung viel Akkuleistung benötigt. Die Entwickler sind aber schon weiter: Das System wäre im Funkchip implementierbar, sodass der Prozessor geschont und damit die Akkulaufzeit erheblich verlängert werden könnte.
Einen langfristigeren Ansatz, in den Erkenntnisse und Technologien des smarter-Projekts einfließen können, liefert das Forschungsprojekt “NICER – Vernetzte infrastrukturlose Kooperation zur Krisenbewältigung” an der TU Darmstadt, das eine längerfristige Förderung erhalten hat.
Bis zur Fertigstellung einer solchen Technologie ist es aus Sicht der Forscher wichtig, sich bewusst zu sein, dass die Netzinfrastruktur die Achillessehne unserer Gesellschaft ist. Genauso wichtig ist es aber auch heute schon in den bestehenden (sozialen) Netzen auf ein wesentliches Bedürfnis von Betroffenen und Bevölkerung einzugehen: Schnelle, zuverlässige Informationen und Verhaltenshinweise.


