Einsatz-Zuschauer
Nur mal eben geguckt?
Der Vorfall ereignete sich bei einem schweren Unfall auf der Autobahn 27 nahe der Anschluss-Stelle Verden/Nord (nähe Bremen). „Das jemand ganz anhält, ist eher die Ausnahme“, berichtet Joachim Kroll, stellvertretender Leiter der Autobahnpolizeiwache in Langwedel. „Normalerweise bremsen die Autofahrer eher ab und gucken dann nach links.“ Ein Verhalten, das Feuerwehr und Polizei auch diesmal hundertfach während der Arbeiten an der Unfallstelle beobachten konnten. „Bei jedem zweiten Auto leuchteten hinten die Bremslichter“, berichtet der Pressewart der Verdener Feuerwehr, Michael Folwaczny. „Teilweise gab es ganz schön kritische Bremsmanöver, die auch zu hupenden Protesten der nachfolgenden Fahrer führten“, beschreibt der Feuerwehrmann die gefährliche Situation. Insbesondere die Lkw-Fahrer hätten sich aber durch den Unfall auf der Gegenfahrbahn nicht irritieren lassen und seien vernünftig weitergefahren – doch auch sie hätten wegen der abbremsenden Fahrzeuge ihre Fahrt verlangsamen müssen.
Vom Gaffer zum Angeklagten
Wer sich so verhält, riskiert nicht nur eine gebührenpflichtige Verwarnung. „Vor allem gefährdet ein Fahrer andere Verkehrsteilnehmer und sich selbst“, warnt Kroll. Die Folgen der Unvernunft hängen dann vom Einzelfall ab. Wenn es zu einem Unfall kommt, entscheidet meist ein Gericht über Strafe und Mitschuld.
In der erster Linie wollen Feuerwehr und Polizei aber eine erneute Kollision vermeiden. Kroll: „Wenn es möglich ist, versuchen wir den Gegenverkehr zu beschleunigen.“ Im Klartext heißt das: ein Polizeibeamter fordert winkend mit einer Kelle die Autofahrer zur ungebremsten Weiterfahrt auf. „Bei schweren Unfällen brauchen wir aber jeden Mann“, sagt Kroll. Letztlich bliebe nur der Appell an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer.
Die ist auch von den Fahrern im Stau hinter einer Unfallstelle gefragt. Als erstes muss mit den Fahrzeugen zwischen linker und rechter Fahrspur eine Rettungsgasse geschaffen werden, die so breit ist, dass auch die schweren Feuerwehrfahrzeuge oder etwa ein Kranwagen durchkommen kann. Am besten, so heißt es seitens Polizei und Feuerwehr, sollte die Gasse bei jedem Stau geschaffen werden, nicht erst dann, wenn Blaulichter im Rückspiegel auftauchen.
Und auch wenn alles steht, sollten gewisse Regeln beachtet werden. „Wenn man nicht mehr Ersthelfer ist und die Rettungsdienste vor Ort sind, sollten die Insassen der nachfolgenden Fahrzeuge besser in ihren Wagen bleiben“, bittet Kroll. Oft würden die Fahrer bei einer Vollsperrung aussteigen und gucken wollen, was passiert ist. Doch auch wenn die Rettungsdienste nicht behindert werden, könnten zum Beispiel wertvolle Spuren zertrampelt oder unwissend zur Seite geschubst werden, gibt der Beamte zu bedenken.
Menschen auf der Fahrbahn erschweren die Anfahrt der Feuerwehr
Vernunft nicht nur auf der Autobahn gefragt
Die Autobahn ist wegen ihrer Unfall- und Staugefahr der absolute Tabu-Raum für Gaffer. Aber auch auf Bundes, Land- oder Kreisstraßen sowie in der Stadt sind Schaulustige bei den Einsatzkräften verpönt. Dabei ist Neugierde an sich nicht verwerflich. Doch wenn Katastrophentouristen plötzlich den Einsatz behindern, hört der Spaß auf.
Sie können die Rettungskräfte bei ihrem Einsatz unterstützen und Ärger mit Polizei und Feuerwehr vermeiden. Leisten Sie Anordnungen der Rettungskräfte umgehend Folge. Achten Sie darauf, dass
- Zufahrten und Einsatzstellen für die Einsatzfahrzeuge befahrbar bleiben.
- die Arbeiten an der Unfall- oder Brandstelle durch ausreichend Sicherheitsabstand nicht behindert werden.
- Sie sich nicht selbst durch zu geringen Sicherheitsabstand in Gefahr bringen.
- Sie als Autofahrer/in auf der Autobahn eine „Rettungsgasse“ bilden – das ist wichtiger, als nachzuschauen, was da vorne los ist.
Und bitte denken Sie daran: Vielleicht kommen Sie eines Tages selbst in eine Notsituation. Möchten Sie nach einem Unfall von zahlreichen Zuschauern hilflos begafft werden?
Quelle: Feuerwehr Verden
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