(me) Am Mittwochmorgen wurde die Stille im Nerotal durch einen großen Rums unterbrochen. Nachbarn blicken um kurz vor 11 Uhr aus ihren Fenstern und trauen ihren Augen kaum: Von dem Baukran, der bis eben noch an einer Villa baute ist nur noch die Hälfte zu sehen – der Ausleger ist verschwunden. Sofort wird die Feuerwehr alarmiert, da nicht bekannt ist ob jemand verletzt oder gar eingeklemmt wurde. Was war geschehen? Bei Kranarbeiten ist aus ungeklärter Ursache ein Sicherungsbolzen, der Teile des Kranauslegers zusammenhält, aus der Halterung gebrochen und der Ausleger wurde, aufgrund der Statik, nach oben gezogen. Doch dann gab der Ausleger nach und brach bei ca. 12 Meter Länge. Die Spitze des Auslegers landete genau zwischen dem Rohbau und der anliegenden Villa, baumelte dabei zwischen dem Gerüst und dem Dach hin und her.
Das Dach der Villa wurde hierbei zwar beschädigt, aber verhinderte des Umstürzen des Krans. Hätte sich der Ausleger weiter gedreht, so wäre das ganze Gewicht in Richtung Straße/Park gedrückt worden und der Kran wäre komplett auf die Straße gefallen.
Da glücklicherweise niemand verletzt oder eingeklemmt war konnte die Feuerwehr nur den Park und die Straße absperren. Mehrere Streifenwagen der Polizei rückten an um anliegende Häuser zu evakuieren und den park, sowie die Straßen nachhaltig abzusperren; denn der Kran war immer noch höchst instabil. Nur eine kleine Windböse – so ein Arbeiter – hätte reichen können um den Kran umzuwerfen.
Nach fast 3 Stunden Bangen um die Stabilität des Baukranes trafen endlich die Autokräne aus Mainz und Rüdesheim ein, die die Bergung durchzuführen hatten. Ein Kran sicherte den Kran an der 40 Meter hohen Spitze gegen Umfallen, während der andere das Gegengewicht am „Heck“ abnahm und danach den Kran Stück für Stück abbaute. Durch den geordneten Abbau konnte weiterer Schaden verhindert werden. Der Busverkehr wurde während der Sperrung umgeleitet – es kam zu kleineren Behinderungen im Bereich Taunussstraße/Wilhelmstraße.
Die Höhe des Sachschadens konnte noch nicht beziffert werden.
Zur Unfallursache sagte uns der Geschäftsführer der kranbetreibenden Firma in einer Mail:
„Nach unserer Meinung erfolgte der Unfall wegen mangelnder Sorgfaltspflicht des Kranfahrers.
Die Ursache für das Herabstürzen des Auslegers war, dass ein Sicherungssplint im Untergurt des Auslegers versagt hat. Dadurch konnte der Bolzen nach außen wandern und die Laufkatze stieß wahrscheinlich gegen den Bolzen und drückte diesen heraus. Nach dem Herausfallen des Bolzens fiel der Ausleger herunter.
Das Problem war hier, dass der Kran mit Funkfernsteuerung betrieben wurde. Hätte der Kranführer in der Kabine gesessen, dann hätte er direkte Sicht auf die 12 m vor ihm liegende Bolzenverbindung gehabt.“