(me) Das Einsatz- spektrum der Feuer- wehren hat sich in den letzten Jahren ganz enorm weg von der klassischen Brandbe- kämpfung hin zur technischen Hilfeleist- ung – besonders nach Verkehrsunfällen – bewegt. So führt die Vereinigung zur Förderung des deutschen Unfallrettungswesens (VFDU) seit fünf Jahren Vergleichswettkämpfe in dieser Disziplin durch. Diese Meisterschaft nennt sich „Rescue Challenge“ und fand 2011 im osthessischen Sinntal statt.
Die Rescue Challenge hat ihren Ursprung im englischsprachigen Raum, so sind auch die verwendeten Begriffe in dieser Sprache. Bei den Wettkämpfen, die primär einem gemeinsamen Ausbildungsevent gleichen, traten in diesem Jahr 17 Teams an.
Ein Team besteht aus sechs Feuerwehrleuten: Der „Captain“ als Führungskraft, der „Medic“ als innerer Retter bzw. Sanitäter, zwei „Tools“, die sich um die Anwendung der Gerätschaften kümmern und zwei „Safeties“, die sich um Sicherheit von Patient und Gerät kümmern.
Am vergangenen Wochenende musste jedes Team zwei individuelle Szenarien bewältigen. Im „Standart Pit“ soll eine eingeklemmte Person innerhalb von 20 Minuten aus einem Auto gerettet werden. Hier ist der technische Aufwand zur Rettung größer. Beim „Rapid Pit“ hingegen, hat der Patient schwerwiegende Verletzungen und soll nach zehn Minuten befreit sein.
Jedes Szenario wird individuell gebaut. Ein realistisches Unfallszenario wird mit Schrottfahrzeugen, Leitplanken, Baumstämmen und ähnlichem dargestellt. Die Arbeit der Teams wird von Schiedsrichtern der VFDU bewertet. Auch der Eingeklemmte ist Schiedsrichter und ändert sein Verhalten und Gesundheitszustand, wenn ein Team falsch arbeitet.
Die Schiedsrichter bewerten die Arbeit des Captain, des Medic sowie die Teamarbeit. Das größte Augenmerk liegt allerdings auf der Sicherheit – sowohl für den Patienten als auch für die Mannschaft. „Die Teams müssen die Geräte sicher und zielgerichtet anwenden können“, sagt Jens-Oliver Greie vom VFDU.
An Geräten steht den Teams alles zur Verfügung, was das Herz begehrt. Sie können vor ihrem Auftritt einen Geräteplatz nach eigenen Wünschen herrichten und dabei aus allen gängigen Geräten der Firma Weber und Lukas wählen. Auch Säbelsägen, Haligan-Tool und Holzklötze gehören zum Repertoire. Anschließend muss sich das Team zurückziehen, damit sie nicht sehen, welche Lage sie erwartet.
Wie wenig selbst 20 Minuten zur Versorgung und Rettung einer verunfallten Person sind, konnten die aus ganz Deutschland angereisten Zuschauer in Sinntal selbst verfolgen. Letztlich konnte jeder etwas vom Wettkampf mitnehmen. Zum Beispiel hat sich, vor allem International, die Säbelsäge als Schneidewerkzeug bewährt, wie uns Jens Rademacher vom VFDU berichtet. „Mit ihr kann man gerade bei besonders hartem Material schnell große Flächen schneiden. Dafür ist sie aber sehr laut“, beschreibt er einen Einsatzzweck des Werkzeugs.
Neben dem Fachlichen boten die Kameradinnen und Kameraden aus Sinntal den Besuchern und Teilnehmern auch ein umfangreiches Rahmenprogramm, Abendveranstaltungen und Verpflegung. Unterstützt wurden sie dabei auch von THW, DRK und ASB. „In und um Sinntal gibt es kein einziges freies Bett mehr zu mieten“, freut sich Jens-Oliver Greie über die große Teilnehmer- und Zuschauerzahl.
Im Wettkampf konnte sich der Titelverteidiger aus Mönchengladbach in diesem Jahr nicht durchsetzen. In der Teamwertung gewann das Team der Feuerwehr Kaltenkirchen, ebenso stellte Kaltenkirchen mit Stefan Paululat den besten Captain. Den Titel des besten Medic teilten sich Heiko Kleist (Kaltenkirchen) und Daniel Querner (Mönchengladbach).
Gewinner sind dennoch alle, die sich an diesem Wochenende in der Unfallrettung gemessen und Erfahrungen gewonnen haben.
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