(sst) Egal ob Zimmerbrand, eine hilflose Person in der Wohnung oder ein Wasserschaden: Bei fast allen Einsätzen wird die Feuerwehr damit konfrontiert, eine Tür öffnen zu müssen. Doch nicht jede Tür kann und sollte einfach eingetreten werden. Eine gute Ausbildung, fachgerechtes Werkzeug und die Kenntniss über die verschiedenen Schlossarten ist erforderlich. Wir begleiteten ein Ausbildungsseminar zur Türöffnung bei der Freiwilligen Feuerwehr Mainz-Finthen.
Frank Hüsch ist Brandoberinspektor und seit 1991 bei der Berufsfeuerwehr Wiesbaden im Einsatzdienst. 1995 „übernahm“ er von einem, in den Ruhestand gehenden Kollegen die Thematik Türöffnungen. Als gelernter KFZ-Mechaniker verfügter er über das handwerkliche Geschick, Werkzeuge zu modifizieren und an die Einsatzgegebenheiten der Feuerwehr anzupassen. Außerdem schulte er seine Kollegen in Sachen Türöffnung. 2008 erschien im Kohlhammer-Verlag, das von ihm geschriebene Rote Heft „Türöffnung“ und er entwickelte das Türöffnungs-Werkzeug „multiZETTEX“, das mittlerweile im Handel erhältlich ist.
Neben seiner Tätigkeit als Feuerwehrmann führt Hüsch Türöffnungsseminare bei Feuerwehren durch. Ein solches Seminar fand vor zwei Wochen bei der Freiwilligen Feuerwehr Mainz-Finthen statt. Die FF-Finthen ist eine von drei Freiwilligen Feuerwehren im Mainzer Stadtgebiet, die zu Türöffnungen alarmiert wird, da sonst die Hilfsfristen nicht eingehalten werden können. Im Jahr wird die Wehr so zu rund 15 bis 20 Türöffnungen alarmiert, erläutert der stellvertretende Wehrführer Jörg Heck. Grund genug, das Wissen bei den Einsatzkräften mal wieder aufzufrischen.
In einem ersten Theorieteil geht Seminarleiter Hüsch auf die rechtlichen Grundlagen, die Zusammenarbeit von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei ein und gibt einen Überblick über die Werkzeuge und die verschiedenen Türschlösser. Besonders wichtig ist es Frank Hüsch dabei, die Einsatzkräfte zu sensibilisieren. „Da bei Türöffnungen fast immer die Grundrechte der Betroffenen eingeschränkt werden, ist es wichtig mit diesen Einschränkungen sorgsam umzugehen. Die Privatsphäre sollte dabei berücksichtigt und gewahrt bleiben. Die durchzuführenden Maßnahmen sollten sich hierbei unbedingt auf das Wesentliche beschränken.“, erklärt der Wiesbadener Einsatzleitdienst. Außerdem sei eine Türöffnung, der Einsatz einer Feuerwehr, bei dem man sich am größten blamieren könne.
„Bei Türöffnungen im Feuerwehreinsatz werden zwischen zerstörerischen, zerstörungsarmen und zerstörungsfreien Methoden unterschieden. Aufgrund der Einsatzlage und die durch die Erkundung gesammelten Erkenntnisse, muss sich der jeweilige Einsatzleiter für die beste Maßnahme entscheiden. Hierzu muss er abwägen, wie dringend er in die betreffenden Räumlichkeiten eindringen muss. “, erläutert Hüsch weiter. Nach dieser Beurteilung muss der Einsatzleiter entscheiden, welche Methode er zur Öffnung der Tür verwendet. Ist die Tür nur zugezogen, nicht aber abgeschlossen, kann die Tür beispielsweise mit einem Fallenheber in wenigen Sekunden geöffnet werden. Auch ein gekipptes Fenster ist ein einfacher und zerstörungsfreier Zugangs zu einer Wohnung. Helfen alle diese Methoden nicht, müssen zerstörerische Öffnungsmethoden angewandt werden. Dabei wird meiste der Schließzylinder mit speziellem Werkzeug gezogen oder der Profilzylinder gebrochen. Wenn aber auch das nicht zum gewünschten Erfolg führt, muss notfalls auch die Kettensäge herhalten. „Durch die preiswerten Serienherstellungen, sind hochwertige Einbruchsicherungen für Jedermann erschwinglich geworden und stellen die Einsätzkräfte immer häufiger vor erhebliche Herausforderungen.“,
berichtet der Berufsfeuerwehrmann. Auch gibt es Türen, die selbst die Feuerwehr nicht öffnen kann.
Im abschließenden Praxisteil des Seminars dürfen die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Finthen selbst einmal die vorgestellten Türöffnungsmethoden ausprobieren. Sei es das Öffnen der Tür mittels Dietrich, das Ziehen des Zylinders mit verschiedenen Werkzeugen oder das Öffnen eines gekippten Fensters.
„Durch das Seminar konnten wir unsere Einsatzkräfte auf einen einheitlichen Stand bringen, die Grundlagen auffrischen und haben auch neue Tricks und Kniffe gelernt“, so Jörg Heck von der FF-Finthen abschließend zu dem erfolgreichen Türöffnungsseminar.
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