Einige Einwohner des Bad Schwalbacher Ortsteils Lindschied dürften wohl nicht schlecht gestaunt haben, als sie Ende August eine Flasche Wasser vor ihrer Haustüre fanden. In großen Buchstaben und rot umrandet ist darauf „Löschwasser“ zu lesen. Zugegeben etwas scherzhaft sollen sich Lindschieder Bürger im Brandfall selbst helfen, wenn die Feuerwehr wegen Personalmangels nicht kommen kann.
„Wir wollen mit dieser Aktion darüber informieren, dass der Brandschutz in Zukunft nur gesichert werden kann, wenn sich Bürger finden, die diesen auch aktiv unterstützen. Entgegen mancher Meinung funktioniert das gesamte Feuerwehrwesen des Rheingau-Taunus-Kreises auf freiwilliger Basis. Es gibt also keine Berufsfeuerwehr“, erläutert Wehrführer Peter Glatzer. Die Flasche mit „Löschwasser“ soll mit einem gewissen Witz darauf aufmerksam machen, wie wichtig die ehrenamtliche Tätigkeit einer Freiwilligen Feuerwehr ist.
Anfang des Jahres hatte die Freiwillige Feuerwehr Vallstedt/Alvesse (Niedersachsen) eine ähnliche Aktion gestartet: An jeden Haushalt wurden sogenannte „Haushalts-Löschkübel“ verteilt, mit denen man sich im Brandfall selbst helfen sollte. Durch diese Idee inspiriert, wollte die Lindschieder Wehrführung eine ähnliche Aktion starten. „Jeder von uns kann schnell in eine Lage geraten, wo er professionelle Hilfe benötigt. Wenn es brennt und keiner kommt, ist das schlecht“, stellte der stellvertretende Wehrführer Michael Rossel fest. Mit der Aktion soll vor allem erreicht werden, dass sich jeder Gedanken dazu macht, ob er nicht einen Teil seiner Freizeit dem Gemeinwohl zur Verfügung stellen kann. Ob er nicht in der Lage sein will, sich und anderen professionell zu helfen. Ob er nicht Teil der Feuerwehr werden will.
Vor allem in Lindschied ist man auf Nachwuchs dringend angewiesen: Die Einsatzabteilung der Feuerwehr Lindschied besteht zurzeit aus 15 aktiven Mitgliedern. Das klingt zwar nicht allzu wenig, doch liegt der Altersdurchschnitt der Abteilung jenseits der 40. Und mit 60 ist Schluss mit dem aktiven Dienst.
„Kommen Sie zur Feuerwehr und benutzen Sie das Wasser doch lieber für seinen eigentlichen Zweck: den Durst zu löschen“, so der abschließende Hinweis auf der Flasche. Für nähere Informationen und Fragen steht die Wehrführung gerne bereit. Auch bei der Lindschieder Kerb am darauffolgenden Wochenende informierte man über die Aktion und warb aktiv um Mitglieder.
„Die Resonanz zu unserer Aktion reicht von ,pfiffig‘, über ,kreativ‘ bis hin zu ,wow, super Idee‘, ist also durchweg positiv“, berichtet Rossel. Kleine Erfolge konnte die Wehr auch schon verbuchen – immerhin fünf passive Mitglieder konnten spontan gewonnen werden. „Aktive Mitglieder bisher leider noch nicht, also müssen wir noch ein wenig nachbohren“, erzählt Rossel. Von vielen Feuerwehren außerhalb des Rheingau-Taunus-Kreises, die so eine Aktion selbst einmal durchführen wollen, wurden die Lindschieder auch schon angesprochen.
Besonders bedanken möchte sich die Feuerwehr bei Andrea Deschamps von „Das Lädchen“ in der Bad Schwalbacher Brunnenstraße, die das „Löschwasser“ spendete.
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