Die Auslastung der internistischen Notaufnahmen der Wiesbadener Krankenhäuser war am Freitag zentrales Thema der Gesundheitskonferenz. In mehr als 50 Prozent der Zeit sind alle drei Notaufnahmen eingeschränkt oder gar nicht aufnahmefähig. Die steigende Zahl der leicht erkrankten Menschen, die statt des Hausarztes oder des ärztlichen Bereitschaftsdienstes die Krankenhäuser aufsuchen, ist eines der Probleme.
Die von Bürgermeister und Gesundheitsdezernent Arno Goßmann geleitete Konferenz ist nach der Novelle des Hessischen Krankenhausgesetzes aus der Krankenhauskonferenz hervorgegangen. Die neue Bezeichnung bringt die erweiterte Zuständigkeit der Konferenz – sowohl für die stationäre, als auch für die ambulante medizinische Versorgung – zum Ausdruck. Neben der Beratung über das Onkologiekonzept Hessen war daher auch die Aufnahmesituation in den internistischen Notaufnahmen der Landeshauptstadt zentrales Thema.
Der Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Dr. Götz Brodermann, stellte die Situation aus Sicht des Rettungsdienstes dar: „In durchschnittlich mehr als 50 Prozent der Zeit sind momentan alle drei Notaufnahmen eingeschränkt oder gar nicht aufnahmefähig. Die zunehmend massiven Kapazitätsprobleme der Notaufnahmen sind einerseits durch die häufige Auslastung der internistischen Betten der Kliniken bedingt, anderseits durch leicht erkrankte Menschen, die ohne vorherige ärztliche oder rettungsdienstliche Einweisung spontan die Notaufnahme aufsuchen.“
Bürgermeister Goßmann betonte: „Wir können es nicht hinnehmen, dass schwerkranke, krankenhausbedürftige Menschen vom Rettungsdienst binnen zehn Minuten in die Klinik gebracht werden, um dort eine Stunde oder noch länger auf Diagnostik, Behandlung oder ein Bett zu warten.“
Dr. Holger Meireis, Leiter des Gesundheitsamtes, ergänzte, dass seit Monaten über den größten Teil der Zeit Vollauslastungsmeldungen aller drei zentralen Notaufnahmen registriert würden. „Rettungsdienstliche Notfallpatienten müssen dennoch weiter auf die Kliniken verteilt werden, was die Lage zusätzlich verschärft. Dieser Zustand gefährdet die optimale Betreuung der Notfallpatienten und führt zu massiver Überlastung des Personals.“
In der Diskussion zeigte sich ein breiter Konsens zur baldigen Lösung des Problems. Welcher konkreter Maßnahmen es dazu bedarf, soll an einem Runden Tisch erarbeitet werden; unmittelbar an der Versorgung der Patienten beteiligten Parteien, wie Kliniken, Kassenärztliche Vereinigung, Rettungsdienstträger und Vertreter der Gebietskörperschaften, sollen daran teilnehmen. „Mit diesem Vorgehen sollten wir so schnell es geht eine einvernehmliche Lösung für dieses nicht einfache Problem finden“, so der Gesundheitsdezernent abschließend.
Ärztlicher Bereitschaftsdienst für leicht Erkrankte zuständig
Krankheiten kennen keine Sprechzeiten: Eine akute Magenverstimmung über die Feiertage oder unerwartet hohes Fieber am Wochenende – es gibt viele Gründe, die einen Arzt erforderlich machen. Doch wenn der Hausarzt geschlossen hat, muss man nicht gleich ein Krankenhaus aufsuchen.
Unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 116 117 erreichen Sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Überall in Deutschland sind niedergelassene Ärzte im Einsatz, die Patienten in dringenden medizinischen Fällen ambulant behandeln – auch nachts, an Wochenenden und an Feiertagen. Die Nummer funktioniert ohne Vorwahl, gilt deutschlandweit und ist kostenlos – egal ob Sie von zu Hause oder mit dem Mobiltelefon anrufen.
Handelt es sich um eine Erkrankung, mit der Sie normalerweise einen niedergelassenen Arzt in der Praxis aufsuchen würden, aber die Behandlung aus medizinischen Gründen nicht bis zum nächsten Tag warten kann, ist der ärztliche Bereitschaftsdienst zuständig. Er ist in einigen Regionen Deutschlands auch als ärztlicher Notdienst oder Notfalldienst bekannt.
Der Bereitschaftsdienst ist nicht zu verwechseln mit dem Rettungsdienst, der in lebensbedrohlichen Fällen Hilfe leistet. Bei Notfällen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall und schwere Unfälle, alarmieren Sie den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112.
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