(sst) Seit Anfang des Jahres ist die Berufsfeuerwehr Wiesbaden im Besitz einer neuen, ca. 560.000 € teuren, Drehleiter. Es handelt sich hierbei um eine vollautomatische DLA(K) 23/12 der Fa. Metz aerials auf einem MAN-Fahrgestell mit Automatikgetriebe. Das Fahrzeug ist identisch mit einer DLK, wird jedoch nach neuer Euro-Norm als DLA(K) bezeichnet. Das A steht hierbei für Automatisch, das heißt, dass der Leiterpark z.B. gleichzeitig nach oben und nach rechts bewegt werden kann. Bei einer Bauart DLS(K) – das S für Sequentiell – könnte man den Leiterpark nur man nur eine Bewegung gleichzeitig machen, also z.B. erst nach oben, dann erst nach rechts.
Beschaffung
Für die Beschaffung einer neuen Drehleiter wurde von der Berufsfeuerwehr eine 6-köpfige Kommission eingesetzt, die verschiedene Angebote einholte und über die Beschaffung entschied.
Von dem Gedanken, statt einer neuen Drehleiter, lieber einen Teleskopgelenkmast (TKM) anzuschaffen, wurde schnell wieder abgelassen, da ein TKM für die Wiesbadener Verhältnisse nicht geeignet ist. Eine Massenrettung von Menschen gestaltet sich mit einem TKM sehr viel schwieriger und die meisten Aufstellflächen sind für das sehr viel höhere Gewicht eines Gelenkmastes nicht ausgelegt.
Für die Metz-Drehleiter wurde sich nach genauem Vergleich verschiedener Bauarten einstimmig entschieden, da sie von Technik und Preis eindeutig im Vorteil gegenüber anderen DLA’s ist.
Fahrgestell
Beim Fahrgestell sticht die besonders schmale Bauweise ins Auge. Die Breite der Drehleiter misst statt üblicherweiße 2,50 Metern nur 2,35 Meter. Es wurde eine Hinterachszusatzlenkung eingebaut, die sowohl gleichsinniges als auch gegensinniges Lenken (sog. Hundegang oder Kurvenfahrt) ermöglicht. Durch eine spezielle Steuerung kann außerdem ein Ausscheren des Hecks verhindert werden. All diese Faktoren tragen zur erhöhten Wendigkeit und zur Reduzierung des Wendekreises der Drehleiter bei, sodass sie sehr viel leichter im engen Stadtgebiet eingesetzt werden kann.
Außerdem verfügt das Fahrgestell u.a. über Schleuderketten, Anti-Blockier-System, Antriebs-Schlupf-Regelung, akustische Rückfahrwarneinrichtung und zusätzliche Rückfahrleuchten an den Spiegelhaltern. Die Abstützung der Drehleiter ermöglicht es, Unebenheiten auszugleichen, was mit älteren Drehleitern nicht möglich ist, oder einen starken Unterflurgang zu erzeugen und dadurch leichter Personen aus Tiefen retten zu können.
Leiterpark und Rettungskorb
In dem 30 Meter langen Leiterpark sind zwei 400kg Lasthaken für einen Schleifkorb, welcher erstmalig auf der Drehleiter verladen ist, angebracht. Im obersten Leiterteil ist eine fest verlegte B-Schlauchleitung vorhanden, was einen schnellen Löscheinsatz erleichtert.
Bei dem Rettungskorb handelt sich um den größten, bei einer Drehleiter eingesetzten, Korb. Statt üblicherweise zwei Mann finden hier drei Mann Platz. Für den Korb ist eine spezielle Halterung für eine Krankentrage, die sowohl eine übliche RTW-Trage als auch eine DIN-Krankentrage sowie die Schleifkorbtrage aufnehmen kann, vorhanden. Bei der Verladung einer Trage ist aber weiterhin im Korb für zwei Personen Platz, sodass während der Rettung eine optimale Versorgung garantiert ist.
Auch eine Befestigungsmöglichkeit für einen mitgeführten Wasserwerfer und den auf dem Abrollbehälter Technische Unfallhilfe (AB-TUH) verladenen Powermoon, ein Leuchtballon der Flächen bis zur Größe eines Fußballfeldes aus mehreren Metern Höhe ausleuchten kann, ist vorhanden. In einem kleinen Fach im Rettungskorb sind außerdem ein kurzer C-Schlauch und ein Hohlstrahlrohr verladen, sodass ein Löschangriff möglichst schnell und unkompliziert erfolgen kann.
Am Korb und am Leiterpark befinden sich jeweils zwei 24V Xenon-Scheinwerfer, welche allein durch die Lichtmaschine des Fahrzeugs, ohne den Stromerzeuger, betrieben werden können. Zwei schwenkbare Arme zur Aufnahme von herkömmlichen Flutlichtscheinwerfern sind ebenfalls vorhanden.
Der Leiterpark kann mit Bediendisplays am Hauptbedienstand und im Rettungskorb gesteuert werden. Das schwenkbare Display des Korbbedienstandes lässt einen variablen Standplatz des Drehleitermaschinisten zu. Auch ohne Personal im Korb selbst, kann z.B. bei Explosionsgefahr der Wasserwerfer angebracht werden und die Leiter dann aus sicherer Entfernung gesteuert werden.
Weitere Beladung
Zur Stromversorgung dient ein 13 kVA-Stromerzeuger, der vom Hauptbedienstand und vom Korb aus gesteuert werden kann. Diese Leistung ist für die Drehleiter zwar nicht nötig, aber der 13 kVA-Stromerzeuger ist das einzige Gerät, welche über eine Geräuschdämmung verfügt. Außerdem ist dieser Stromerzeuger schmaler als andere. Auf dem Fahrzeug ist neben einem mit Benzin betriebenen Überdrucklüfter auch ein elektrisch betriebener verladen, der auch im Korb befestigt werden kann und dort die Einsatzkräfte nicht mit Abgasen gefährdet.
Zur weiteren Beladung der Drehleiter zählen u.a. eine Benzin betriebene Motorsäge, eine Elektromotorsäge, ein Schnittschutzanzug für den gesamten Körper, ein Sprungpolster und zwei Pressluftatmer, von denen einer im Beifahrersitz integriert ist und somit schon während der Einsatzfahrt angelegt werden kann.
In-Dienst-Stellung
Die Drehleiter ist zwar schon einsatzbereit, wird aber vorraussichtlich erst im Mai, nach dem nächsten Drehleitermaschinisten-Lehrgang der Berufsfeuerwehr, in den Dienst gestellt und fährt ab dann in der Basis der Feuerwache 1 mit. Die jetztige Drehleiter der Wache 1 wird ihren Platz auf der Wache 3 in Bierstadt finden, die zur Zeit noch dort stationierte Drehleiter wird ausgemustert. Ersatzdrehleiter bleibt, aufgrund ihres guten Zustands, weiterhin die Leiterbühne der Berufsfeuerwehr Wiesbaden.
Weitere Beschaffungen
Kurze Zeit nach der Drehleiter wurde ein weiteres Fahrzeug beschafft. Es handelt sich hierbei um einen Mercedes-Benz Vito. Das ca. ein Jahr alte Gebrauchtfahrzeug mit dem Funkrufnamen 1/19-4 wurde als MTF, hauptsächlich für Dienstreisen mit mehreren Personen, vorgesehen.
Eine Besonderheit hat auch dieses Fahrzeug: Da seit 01.03.2007 für kommunale Fahrzeuge keine speziellen Kennzeichen (z.B. WI-2562) mehr vergeben werden, trägt das MTF jetzt das Kennzeichen WI-F 4154. Für die Feuerwehr Wiesbaden wurden daher die Kennzeichen WI-F 4100 bis WI-F 4220 für zukünftige Fahrzeugbeschaffungen reserviert.
Auch laufen weitere Beschaffungen auf Hochtouren. So soll gegen Ende des Jahres das Basis-LF der Feuerwache 1 gegen ein neues Fahrzeug ausgetauscht werden. Das dadurch frei werdende LF 16/12 wird wahrscheinlich bei der FF-Dotzheim, als Ersatz für deren außer Dienst gestelltes LF 16, stationiert werden.
Zwei TSF-W sollen von Stadt (Aufbau) und Land (Iveco-Fahrgestell) gemeinsam für die Freiwilligen Feuerwehren beschafft werden. Die Fahrzeuge sollen ähnlich dem derzeitigen Erbenheimer TSF-W werden. Gleich vier MTFs für die Freiwilligen Feuerwehren, Sprinter oder von der Bauart ähnliche Fahrzeuge, werden derzeit ausgeschrieben. Auch ein GW-L1 mit Doppelkabine und Ladeboardwand soll für eine Freiwillige Feuerwehr beschafft werden.
Wir danken für die aufgebrachte Zeit und die vielen interessanten Informationen ganz herzlich dem Sachgebietsleiter Beschaffung, Herrn Walter Müller, und Herrn Ritscher für das Bedienen der Drehleiter für unsere Fotos und zur Vorführung der besonderen Eigenschaften.