Medienaufkommen und –betreuung andernorts: Ein Erfahrungsbericht

Pressearbeit in Wedel und CoSeit inzwischen über fünf Jahren bin ich in Wiesbaden und Umgebung an den verschiedensten Einsatzstellen unter den verschiedensten Einsatzleitungen als Einsatzfotograf unterwegs. Meist sind die gleichen Medienvertreter neben mir am Einsatzort. Mit den Meisten pflegt man eine hervorragende Zusammenarbeit und alle kennen „die Spielregeln“, die hier als üblich angesehen werden.

Am 22. Oktober durfte ich einen Großeinsatz in einem ganz anderen Ballungsgebiet von Beginn an miterleben. Eigentlich war ich auf einer Familienfeier in Holm. Holm liegt im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein und ist von knapp über 3 000 Einwohnern besiedelt. Der Nachbarort Wedel liegt ebenfalls an der Elbe und hat mit über 30 000 Einwohnern auch eine größere Feuerwehr. An Wedel grenzt direkt die Hansestadt Hamburg an.

Pressearbeit in Wedel und CoKurz nach 16 Uhr hörte ich ein für jeden Feuerwehrmann unverwechselbares Geräusch: Die Sirene, die eine Minute lang die örtliche Feuerwehr zum Einsatz ruft. Kurze Zeit später waren auch etliche Martinhörner zu hören; deutlich mehr als nur eine Feuerwehr verursachen kann. Für mich galt es aber weiterhin die Familienfeier mit der Kamera fest zu halten, als ich plötzlich angesprochen wurde, dass das Krankenhaus in Wedel „brennt“.

Ich weiß, dass die Klinik direkt zwischen Wedel und Holm liegt und ich sofort da sein kann. Meine Freundin machte mir auch klar, dass ich – allein dem Informationsbedarf der Gäste geschuldet – „dahin muss“. Die Landstraße war bereits gesperrt, sodass ich die letzten 300 Meter zu Fuß nahm.

Vor der Klinik reihten sich bereits Notarztfahrzeuge, Rettungswagen und Feuerwehrfahrzeuge. Als ich in den Weg zur Klinik einbog, kam ein Mann angerannt und sprach mich an. Er war gerade erst mit einem Pkw mit Magnetblaulicht (soweit ich es sehen konnte) gekommen und begrüßte mich mit den Worten: „Guten Tag, meine Name ist (den Namen habe ich inzwischen leider vergessen) von der RKiSH (ich wusste nicht, was das ist), ich bin derzeit ihr Pressesprecher und sofort für Sie da, geben Sie mir bitte zehn Minuten um die Lage zu klären. Von wo sind Sie denn, wenn ich fragen darf?“

Damit hatte ich schon mal einen freundlichen Ansprechpartner – das erste Highlight aus Sicht der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dass ich ein Reporter aus Wiesbaden bin, der hier als Erster vor Ort ist, hatte ihn zuerst verwirrt, war für ihn aber nicht weiter ausschlaggebend. Wir haben geklärt, dass ich „die Spielregeln“ kenne und mich erstmal zurückhalte.

An der Einsatzstelle herrschte angespannte Ruhe, da der Brandherd noch gesucht wurde, es aber aus vielen Fenstern qualmte. Ich kümmerte mich erst einmal um Fotos der Fahrzeugaufstellungen, als immer mehr Medienvertreter eintrafen. Auch hier waren die Masse und die Schnelligkeit beeindruckend im Vergleich zu meiner Heimat.

Pressearbeit in Wedel und CoDie vielen freien Reporter sind, das ist bekannt, immer ein wichtiges Thema in der einsatzbezogenen Pressearbeit – und es werden mehr, auch in und um Wiesbaden. Durch das Web2.0 werden immer mehr und teilweise unerfahrene Reporter an Einsatzstellen auftauchen, die auch gerne Mal aus einem Löschzug-Fehlalarm auf ihrer Homepage von einem „Feuerwehr-Großeinsatz“ berichten. Darauf muss die Feuerwehr eingestellt sein. Auch auf festangestellte Kamerateams großer Sender, die jedoch die „Spielregeln“ der Feuerwehr an Einsatzstellen nicht kennen und sich schnell selbst gefährden.

In Wedel waren schnell zwei Kamerateams und vier Fotografen vor Ort – noch bevor der Löschangriff eingeleitet wurde. Dabei wurde auch mir bewusst, dass wir hier in und um Wiesbaden durch zurückhaltende Reporter eine noch sehr angenehme Situation für Rettungskräfte haben, derer man sich scheinbar nicht immer bewusst ist. In Wedel waren die Medienvertreter direkt dabei, als das erste Rohr vorgenommen wurde und dafür die Scheibe des Kellers eingeschlagen wurde.

Auch wenn das für meinen Geschmack schon etwas zu viel war, haben das alle Einsatzkräfte freundlich hingenommen. Der Einsatz wurde nicht behindert, es gab keine akute Gefahr. Als zwei Fotografen etwas im Rauch standen, wurden sie freundlich angesprochen, ob sie nicht etwas Frischluft wollen und das Thema war erledigt. Auch kümmerten sich die Einsatzkräfte um die Brandbekämpfung und die Patienten anstatt diese mit einem Dutzend Personal vermeintlich vor den Fotografen zu schützen. Denn ein solches Motiv darf ohnehin nicht in der Form veröffentlicht werden.

Mit den Medienvertretern trafen auch weitere Pressesprecher ein. Diese waren mit grünen Westen gekennzeichnet und pendelten anfangs zwischen den Führungskräften „an der Front“ und dem Einsatzleitwagen. Es dürften zwei Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbandes gewesen sein und zwei der RKiSH (Rettungsdienstkooperation in Schleswig-Holstein), die auch teilweise den Einsatz fotografisch dokumentiert haben.

Nur knapp 15 MinPressearbeit in Wedel und Couten nach meinem Eintreffen an der Einsatzstelle wurde uns bekannt gegeben, dass in 20 Minuten eine Pressekonferenz am ELW stattfindet. Diese Info wurde uns sowohl von Pressesprechern als auch Gruppenführern mitgeteilt. Positiv fiel mir dabei auf, dass sich auch die Gruppenführer scheinbar gefreut haben uns diese Information geben zu dürfen. Im gesamten Einsatzverlauf hatte ich den Eindruck, dass die Medienvertreter mehr als Partner und nicht als Feind angesehen wurden.

Die gekennzeichneten Pressesprecher hatten sich inzwischen auf zwei reduziert – sicherlich auch um Verwirrung zu vermeiden. „Mein“ Pressesprecher vom Beginn hatte sich als Mittelsmann in die Technische Einsatzleitung eingebracht. Die Pressesprecher kannten „ihre Schafe“ und konnten sich aufeinander verlassen. Es wurde trotz der angespannten Lage gelacht und auch mal das ein oder andere kleine Foto arrangiert (ohne in das Einsatzgeschehen einzugreifen oder Ressourcen zu ver-/gebrauchen!).

Inzwischen waren auch eine SEG, das THW und die Feuerwehr Hamburg mit Bus, Notärzten und Rettungswagen eingetroffen. Bei all dem hatten die Medienvertreter jederzeit einen Ansprechpartner in Rufweite und auch wenn ich hier „unbekannt“ war, wurde ich genauso freundlich behandelt wie die bekannten Gesichter.

Pressearbeit in Wedel und CoFür die Pressekonferenz und die Pressearbeit stand offenbar der ELW1 komplett zur Verfügung – direkt neben dem ELW2 in dem der Einsatz geleitet wurde. Zu Beginn der Konferenz wurden noch schnell alle aktuellen Daten und der aktuelle Stand gesammelt und die Medienvertreter über die Lage informiert. Der Pressesprecher vor Ort gab die O-Töne für Radio und Fernsehen in professioneller Art und Weise und wurde dabei immer von seinem zweiten Mann unterstützt.

Während der Pressekonferenz kamen die restlichen Pressesprecher hinzu und ergänzten weitere Daten „frisch“ von der Einsatzleitung. Als ein größerer Schwung an Informationen kam, zogen sich die Pressesprecher kurz in den ELW zurück und besprachen, welche Infos sie wie herausgeben. Es gab jedoch im gesamten Einsatzverlauf nie den Eindruck, dass Feuerwehr, Rettung oder Klinikleitung etwas verheimlichen wollen – alle Vorgänge waren transparent.

Zum Ende der Pressekonferenz hatte einer der Pressesprecher noch den Leiter der Klinik zu uns geführt. Lediglich ein Radiosender wünschte einen O-Ton mit ihm, in dem er den Rettungskräften mit deutlichen Worten dankte. Auch traten ein Kollege der BILD und ich an ihn mit der Frage heran, ob wir den Innenbereich des ausgebrannten Bettenlagers fotografieren dürften. Keine Selbstverständlichkeit auf dem Privatgelände. Er stimmte sofort freundlich zu und sagte uns, er wollte uns dann nur bis zur Rezeption begleiten, damit wir dort keinen Ärger bekommen, wenn wir runter gehen. Daraufhin erklärten wir ihm nur, dass wir lediglich von außen durch das Fenster fotografieren wollten – ich glaube keiner hätte erwartet, dass wir so weit hätten gehen dürfen.

Pressearbeit in Wedel und CoDamit löste sich der Einsatz bereits auf. Die Berichterstattung war anschließend rundum positiv und fair – soweit ich es verfolgen konnte.

Im Großen und Ganzen konnte ich, wo ich nur kurz vorher eine Woche ein Seminar zur Pressearbeit an der AKNZ in Ahrweiler machen durfte, mit vielen positiven Eindrücken gehen. Es waren im Einsatzkonzept Pressesprecher vorgesehen, die schnell an der Einsatzstelle waren und so der Lage nicht hinterher gelaufen sind. Sie hielten sich nicht mit Formalitäten und Befindlichkeiten auf, sondern machten schlicht und ergreifend ihren Job. Zusätzlich erleichterten Sie Journalisten die Arbeit, da sie ihre Strukturen zu kennen schienen. Auch der Einsatzleiter hatte den Rücken komplett frei.

Pressearbeit in Wedel und CoDie Kooperation zwischen allen Pressesprechern inklusive der Aufgabenverteilung wirkte für mich gut vorbereitet und strukturiert. Die Auskünfte und Informationsflüsse waren zügig und auf die Medien zugeschnitten. Auch Klinik und Rettungskräfte schienen zu wissen, dass sich um „die Presse“ gekümmert wird. Trotzdem war zu sehen, dass eine derart schnelle und professionelle Pressearbeit nur durch eigens dafür vorgesehene Kräfte in entsprechender Anzahl möglich ist.

Hier in und um Wiesbaden sind diese Strukturen meist weniger weit ausgedehnt – trotz Berufsfeuerwehren. Nicht erst seit dem Seminar oder diesem Erlebnis ist mir und vielen Anderen bewusst, dass ein Einsatzleiter schon ab einem kritischen Wohnungsbrand eigentlich niemals oder sehr spät eine geordnete und professionelle Pressearbeit leisten kann. Pressearbeit ist jedoch kein notwendige Übel, sondern die Chance der Rettungskräfte sich  korrekt der Öffentlichkeit und Politik zu präsentieren.

Hinweis: Dies ist ein völlig subjektiver Erfahrungsbericht aus einem einzigen Einsatz und soll keine Meinungsbildung oder Kritik sein, sondern nur zur Informationsgewinnung nutzen. Er ist in der Ich-Perspektive geschrieben und erhebt keinen Anspruch auf Lückenlosigkeit.

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