[VIDEO] „Land unter“ in der Friedrich-Ebert-Allee – Angebohrte Wasserquelle sorgt für tagelangen Großeinsatz

Bohrunfall Friedrich-Ebert-Allee 05.-07.11.09(sst) Über zwei Tage lang beschäftigte ein großflächiger Wasseraustritt die Feuerwehren in Wiesbaden. Bei Geothermie-Bohrungen wurde in rund 130 Metern Tiefe ein unter Druck stehendes Grundwasser- vorkommen angebohrt. Das Wasser suchte sich seinen Weg nach oben und quoll ununterbrochen aus mehreren Stellen auf einem Parkplatz und einer Grünfläche heraus. Die Feuerwehr versuchte tagelang einen Wasserschaden der umliegenden Gebäude zu verhindern und die Wassermassen zu stoppen.

Der Großeinsatz begann am Donnerstagnachmittag recht harmlos. Die Leitstelle der Feuerwehr Wiesbaden alarmierte das Kleinalarmfahrzeug (Klaf) der Berufsfeuerwehr. Ein Wasserschaden neben dem hessischem Ministerium der Finanzen sollte überprüft werden. Als die Einsatzkräfte vor Ort eintrafen, ist allerdings schnell klar, dass dies ein größerer Einsatz werden wird. Aus einem Bohrloch spritzte eine Wasserfontäne mehrere Meter in die Höhe. Mit rund 13 bar schießen hier rund 6.000 Liter Wasser pro Minute gen Himmel.

Bohrunfall Friedrich-Ebert-Allee 05.-07.11.09Bei einer Geothermie-Tiefenbohrung auf dem Parkplatz zwischen dem hessischen Ministerium der Finanzen und dem Dorint-Hotel in der Friedrich-Ebert-Allee, wurde in rund 130 Metern Tiefe versehentlich ein unter Druck stehendes Grundwasservorkommen – eine so genannte artesische Quelle – angebohrt. Das Ministerium will auf dem Parkplatz einen Gebäudeanbau in energiefreundlicher Passivhaus-Bauweise errichten. Mit der Probebohrung sollte geklärt werden, ob die Erdwärme für das Gebäude genutzt werden könnte.

Nachdem sich der Einsatzleitdienst der Feuerwache 1 ein Bild von der Lage gemacht hatte, wurde schnell ein Großaufgebot der Feuerwehr alarmiert. Es galt die benachbarten Gebäude vor einem Wasserschaden zu bewahren. Bohrunfall Friedrich-Ebert-Allee 05.-07.11.09Neben dem Löschfahrzeug der Feuerwache 1 und dem Abrollbehälter „Pumpen“ wurde auch die Freiwillige Feuerwehr Stadtmitte alarmiert. Die Werkfeuerwehr InfraServ rückte mit ihrer Schmutzwasserpumpe an die Einsatzstelle aus. Mit mehreren Gerätewagen-Logistik und dem Fahrschul-LKW wurden weitere Pumpen und Sandsäcke gebracht.

Durch Experten und Geologen beraten, versuchte man nun die Bohrung mit Beton zu füllen. Schwierig war allerdings, mitten in der Nacht eine Firma zu finden, die schnellverhärtenden Beton liefern konnte. Nachdem dies gelungen war und auch eine Betonpumpe an der Einsatzstelle eingetroffen war, konnte die Arbeit beginnen. Ob der Versuch allerdings Erfolg haben würde, wusste bis dahin keiner.

Auch das THW Wiesbaden wurde in der Nacht zum Freitag alarmiert. Es sollte zusätzliche Pumpen bringen und mit einem kleinen Bagger die hochgespülten Schlammmassen beseitigen. Weitere Bagger und ein Kipplaster wurden durch das Ministerium angefordert. Bohrunfall Friedrich-Ebert-Allee 05.-07.11.09Die FF-Stadtmitte wurde derweil von der FF-Nordenstadt abgelöst, welche die Sandsack-Dämme weiter verstärkte.

Bis zum Morgen konnten bei der Beton-Füllung erste Erfolge verzeichnet werden. Das Bohrloch war weitestgehend gestopft. Allerdings suchte sich das Wasser andere Wege und trat an mehreren Stellen auf dem Parkplatz aus. Die Gefahr für die umliegenden Gebäude war weitestgehend beseitigt, sodass die FF-Nordenstadt und das THW am Freitagmorgen gegen halb 10 Uhr einrücken konnten.

Wieder sprudelt das Wasser – Sandsäcke aus ganz Hessen

Doch am Freitagnachmittag sprudelte das Wasser wieder. Die Strömung aus dem Loch war so stark, dass der Beton wieder nach oben gespült wurde. Neben dem THW wurden nun auch die Freiwilligen Feuerwehren aus Schierstein, Dotzheim und Frauenstein alarmiert. Bohrunfall Friedrich-Ebert-Allee 05.-07.11.09Mit Sondersignal wurden alle verfügbaren Sandsäcke aus Wiesbaden mit den Gerätewagen-Logistik, Wechselladerfahrzeugen und dem Fahrschul-LKW an die Einsatzstelle gebracht. Aus ganz Hessen – unter anderem aus Frankfurt, Weilbach, Herborn und Dillenburg – rückten Feuerwehrfahrzeuge mit weiteren Sandsäcken an. Die zahlreichen Helfer bauten aus den rund 10.000 Sandsäcken einen Wall. Das Wasser konnte so in einen stillgelegten Kanal gelenkt werden, um die Abwasserkanäle nicht weiter zu verunreinigen. Denn die mit Zement verunreinigte Brühe, die zunächst über die herkömmlichen Kanäle abgeleitet wurde, führte zu Problemen im Abwassersystem. Das Wasser musste am Klärwerk vorbei direkt in den Rhein geleitet werden, um es nicht zu verstopfen. Die Entsorgungsbetriebe arbeiten seit dem an der Reinigung der Abwasserkanäle.

Nach getaner Arbeiten konnte ein Großteil der Einsatzkräfte der Feuerwehr gegen Mitternacht wieder einrücken. Neben der Berufsfeuerwehr verblieben auch zehn Kräfte der drei Freiwilligen Feuerwehren als Nachtwache vor Ort, um die zahlreichen Pumpen und Stromaggregate zu überwachen.

Bohrloch am Samstag endlich gestopft

Für die Dotzheimer und Schiersteiner Feuerwehrleute war die Nacht schnell wieder zu Ende. Bohrunfall Friedrich-Ebert-Allee 05.-07.11.09Am Samstagmorgen wurden die beiden Freiwilligen Feuerwehren gegen halb 7 Uhr erneut alarmiert, um die Kollegen vor Ort ab zu lösen. Teilweise mussten die Sandsack-Dämme verstärkt werden und Schutzdämme für eine erneute Bohrung gebaut werden. Nachdem das Bohrloch nur oberflächlich mit Beton gestopft werden konnte, wurde eine größere Bohrung auf dem Parkplatz vorgenommen.

Mit hohem Druck wurde am Samstagnachmittag nun Beton in tiefere Regionen der Bohrung gepresst. Dadurch konnte das Bohrloch und ein Seitenkanal endlich gestopft werden, aus dem es zwei Tagelang sprudelte. Bohrunfall Friedrich-Ebert-Allee 05.-07.11.09Eine endgültige Entwarnung könne man aber nur geben, wenn dauerhaft kein Wasser mehr aus dem Boden austrete, so der Pressesprecher der Stadt Wiesbaden.

Um Kräfte der Berufsfeuerwehr, des Technischen Hilfswerks und der Freiwilligen Feuerwehren Dotzheim und Breckenheim bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen, wurden gegen 16:30 Uhr die Freiwilligen Feuerwehren aus Igstadt, Heßloch und Rambach alarmiert. Das Gelände wurde großräumig mit Bauzäunen abgesperrt und die restlichen Sandsäcke und Gerätschaften zurück auf die Feuerwache 2 gebracht. Am Samstagabend konnten die Feuerwehrkräfte dann nach und nach einrücken. Gegen 22:00 Uhr war der zweitägige Großeinsatz für die Wiesbadener Feuerwehr somit beendet.

Der See, der zwischen den aufgetürmten Sandsäcken entstanden war, Bohrunfall Friedrich-Ebert-Allee 05.-07.11.09muss in den nächsten Tagen abgepumpt und wegen der Zementhaltigkeit gesondert entsorgt werden. Die Aufräumarbeiten werden noch die nächsten Tage andauern. Die Friedrich-Ebert-Allee bleibt in Richtung Innenstadt weiter gesperrt. Dauerhafte Bodenmessungen beobachten weiter, ob die Standsicherheit der Gebäude gefährdet ist. Für alle Fragen rund um die Baustelle richtet die Stadt ab Sonntagmorgen, 8 Uhr, ein Bürgertelefon ein. Unter 0611 / 31 80 80 stehen Vertreter des Ministeriums, der Straßenverkehrsbehörde und der Feuerwehr Rede und Antwort.

Logistische und organisatorische Meisterleistung

Schon der Großeinsatz an sich war eine logistische und organisatorische Meisterleistung der Feuerwehr. Bohrunfall Friedrich-Ebert-Allee 05.-07.11.09Ein Einsatzleitwagen und das Basis-Löschfahrzeug der Feuerwache 1 waren ständig vor Ort. Zahlreiche Gerätewagen-Logistik war ständig unterwegs, um benötigtes Material an die Einsatzstelle zu bringen. Die Logistikgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Stadtmitte stand rund um die Uhr in Bereitschaft in ihrem Gerätehaus und sorgte für ausreichend Kraftstoff und für die Verpflegung der Einsatzkräfte am Abrollbehälter „Sozial“. Um den Brandschutz im Stadtgebiet ausreichen sicher stellen zu können, ergänzte die FF-Sonnenberg am Donnerstag- und Freitagabend den Löschzug auf der Feuerwache 1.

Aber auch zahlreiche Paralleleinsätze galt es abzuarbeiten. Ein Heuballenbrand in Erbenheim beschäftigte die Einsatzkräfte der Feuerwache 3 und der FF-Erbenheim am Donnerstagabend mehrere Stunden lang. Rund ein Dutzend Heuballen waren auf einem Anhänger in Brand geraten. Heuballenbrand Erbenheim 05.11.09Sie wurden abgeladen und kontrolliert abgebrannt. Ein LKW-Unfall auf der A66 bei Wallau rief am Freitagnachmittag den Rüstzug der Berufsfeuerwehr und die FF-Nordenstadt auf den Plan. Der Fahrer eines Sattelschleppers erlitt einen Herzinfarkt und krachte in die Mittelleitplanke. Trotz Reanimationsversuchen verstarb er noch am Unfallort. Am Abend rückte der Rüstzug der Berufsfeuerwehr zu einem Verkehrunfall mit eingeklemmter Person an der Kreuzung 1. Ring/Dotzheimer Straße aus. Ein PKW-Fahrer übersah an der Kreuzung ein Rot-Signal wurde von einem anderen Fahrzeug seitlich erwischt. Eine rund einen Kilometer lange Ölspur zog sich am Freitagnachmittag gegen 15:00 Uhr durch Rambach. Zusammen mit der FF-Rambach, der FF-Sonnenberg und einem GTLF beseitigte das Löschfahrzeug der Feuerwache 3 die rutschige Gefahr. Fast zeitgleich kam es kurz nach 16:00 Uhr zu einem PKW-Brand im Stadtgebiet und zu einem Schornsteinbrand in Kostheim. Während die FF-Kostheim zusammen mit den restlichen Einsatzkräften der Feuerwache 2 zu dem gemeldeten Brand – der sich als Fehlalarm heraus stellte – ausrückte, besetzte die FF-Kastel die Feuerwache 2.

Einsatzvideo - Bohrunfall Friedrich-Ebert-Allee 05.-07.11.09

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