(me/sst) Die fürchterliche Brandkatastrophe in Ludwigshafen ist sicherlich noch jedem im Gedächtnis. Über die Ursachen, den dramatischen Einsatzverlauf oder die praktischen Probleme in dem Einsatz möchten wir hier keine großen Worte verlieren – darüber wird an den verschiedensten Stellen zu Genüge berichtet.
Was jedoch auffällt und uns sehr nachdenklich macht, ist das Bild, das einige Anwohner und Bürger nach diesem Brand von der Feuerwehr haben. So wurden nicht nur zwei Feuerwehrleute durch körperliche Angriffe verletzt und die Fahrzeuge demonstrativ bespuckt, sondern auch viele unnötige, provokante und uneinsichtige Fragen gestellt.
Die Frage eines Anwohners bei der Pressekonferenz, warum die Feuerwehr nicht mit Schaum gespritzt habe und die Vorwürfe, warum man nicht rund 40 Menschen gleichzeitig retten konnte, zeigen wieder einmal, wie wenig die Bürger über ihre Feuerwehr wissen.
Doch was kann man dagegen tun? In unseren Augen ist hier aktive und transparente Öffentlichkeitsarbeit von großer Bedeutung. Dabei zählt gar nicht so sehr, was man sich nach dem Einsatz den Medien gegenüber „zusammenreimt“, sondern eher wie das Bild der Feuerwehr vor dem Einsatz ist.
Aktionstage mit tollen Schauübungen, die am besten verständlich kommentiert werden, öffentlichkeitswirksame Webauftritte, Übungen oder auch das persönliche Verhalten gegenüber den Bürgern am Einsatzort können das Bild, das der Bürger von der Feuerwehr hat, sicherlich verbessern.
Bei jedem Feuer, Verkehrsunfall oder anderem Feuerwehreinsatz finden sich Schaulustige am Einsatzort ein. Das bringt in erster Linie zusätzlichen Stress. Aggressives und unfreundliches Auftreten ist hier jedoch kein Weg zum Ziel. Und warum nicht genau diesen Effekt mal bei einer Übung nutzen? Wenn die Feuerwehr dort auftritt, wo zwangsläufig viele Bürger sind, dann finden sie wieder Interesse an ihrer Arbeit. Dabei gilt es gar nicht einmal Mitglieder zu gewinnen oder eine perfekte und spektakuläre Übung zu demonstrieren, sondern Bürgernähe zu zeigen.
Auch kann man Informationsflyer entwerfen oder einfach mal die Schaulustigen (ob bei Übung oder Einsatz und je nach Möglichkeit – der Einsatz selbst hat natürlich oberste Priorität) ansprechen und informieren, wie die Feuerwehr denn arbeitet. Nebenbei kann man natürlich auch die üblichen Brandschutz- und Verhaltentipps geben.
Dabei mit großen Erwartungen heranzugehen ist allerdings heikel. Der größte Teil unserer Bürger weiß nicht viel mehr, als dass er die 112 anrufen muss und dann irgendwann die Feuerwehr kommt und alles wieder gut macht. Er denkt nicht nach, was für Menschen da kommen, wo diese her kommen oder was alles dahinter steckt, einen einfachen brennenden Backofen zu löschen. Der Bürger erwartet einfach, dass die Feuerwehr (und da ist es ihm völlig egal, ob da eine Freiwillige-, Berufs- oder sonst eine Feuerwehr kommt) ihm hilft und innerhalb kürzester Zeit den verursachten Schaden am besten wieder nichtig macht.
Wenn man sich Gedanken macht, wie unsere Bürger die Feuerwehr sehen und ihnen offen und tolerant entgegentritt, so könnte man vielleicht sogar bei dem ein oder Anderen bewirken, dass er auch mal einfach stolz ist auf „seine Feuerwehr“; der Bürger sollte einfach wissen was seine Feuerwehr macht und wie das alles funktioniert, dass er auch die Hilfe bekommt, wenn er sie braucht. Hierfür ist engagierte und kooperative Öffentlichkeitsarbeit in alle Richtungen notwendig.
Wenn die Feuerwehr hier bewirken kann, was sie möchte, so steigt zumindest die theoretische Wahrscheinlichkeit, dass Anwohner mehr Toleranz zeigen, wenn die Feuerwehr bei einer derartigen Katastrophe wie in Ludwigshafen nicht Gott spielen kann.
Dies ist ein unmaßgeblicher Kommentar von Michael Ehresmann und Sebastian Stenzel. Er drückt persönliche und freie Gedanken aus. Mit diesem Beitrag soll keine politische Stellung genommen werden, sondern nur das Interesse an der eigenen Öffentlichkeitsarbeit anregen.
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