Mit zahlreichen Gästen aus Politik und befreundeten Hilfsorganisationen feierte der Ortsverband Wiesbaden des Technischen Hilfswerk am Samstag ihr 60-jähriges Bestehen. Oberbürgermeister Helmut Müller hatte zum Jubiläumsempfang ins Rathaus geladen. Auf dem Schlossplatz wurden die Fahrzeuge des Ortsverbandes ausgestellt.
Mit 17 Männern wurde der Ortsverband des Technisches Hilfswerks am 7. Juli 1952 in Wiesbaden gegründet. Da zu Beginn noch keine eigene Unterkunft zur Verfügung stand, fand die Ausbildung in der Schweißerei eines Helfers statt. Die Ausstattung bestand aus nicht mehr als Bindeleinen, Schaufeln, Spitzhacken und Beilen. Das erste „Fahrzeug“ war eine Schubkarre, merkte Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller an, als er die Geschichte des Wiesbadener THW’s vorstellte.
Der Ortsverband wuchs in den kommenden Jahren auf mehr als 200 aktive Helfer an. 1977 konnte das THW Wiesbaden die eigene Unterkunft am Siegfriedring beziehen, in der sich der Ortsverband bis heute befindet. Bis dahin wurden die Fahrzeuge im alten Feuerwehrgerätehaus in Mainz-Kastel oder auf dem städtischen Schlachthof untergebracht. Die Helfer konnten außerdem das Gebäude des Wehrbereichsgebührenamtes oder die Kantine des städtischen Fuhr- und Reinigungsamtes nutzen.
Bei zahlreichen internationalen Einsätzen des THW, das seit 1953 eine Bundesanstalt unter dem Dach des Bundesinnenministeriums ist, halfen auch Wiesbadener THW-Helfer. 1989 waren drei Helfer der Wiesbadener Ortungsgruppe im Erdbebeneinsatz in Armenien. 1992 führte das THW Wiesbaden den größten THW-Hilfstransport nach Moskau durch. Über Wochen hinweg waren über 40 Helfer des Ortsverbandes im Einsatz beim Jahrhunderthochwasser in Ostdeutschland. 2006 entsendete das THW Wiesbaden Helfer in die Flutgebiete nach New Orleans.
Harald Müller, Leiter der Feuerwehr Wiesbaden, betonte aber auch die gute und kameradschaftliche Zusammenarbeit bei Einsätzen in Wiesbaden. 1988 konnten die Helfer des THW Seite an Seite mit den Wiesbadener Feuerwehren den Bürgern beim Jahrhunderthochwasser des Rheins helfen. 1997 half der Ortsverband gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Wiesbaden beim Oder-Hochwasser mit Pumparbeiten. Ende der 90er Jahre erschütterte eine heftige Gasexplosion die Wörthstraße. Nach einer Explosion in der Erich-Ollenhauer-Straße konnten 2003 drei Tote aus den Trümmern eines komplett zerstörten Wohnhauses geborgen werden.
1997 ermöglichte eine großzügige Spende des Kameraden Jürgen Baginski die Anschaffung eines Lichtmastanhängers mit einer Lichtleistung von 36.000 Watt. Besonders im Rahmen der Amtshilfe für die Polizei und der örtlichen Gefahrenabwehr wurde dadurch die Zahl der Einsätze erheblich gesteigert. Daher lies es sich Rainer Brüssow, Vizepräsident des Polizeipräsidiums Westhessen, auch nicht nehmen, dem Ortsverband für die gute Zusammenarbeit zu danken.
Oberbürgermeister Müller dankte den Helfern für ihre, nicht immer selbstverständliche und ehrenamtliche Arbeit, die sich durch Kameradschaft, Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit auszeichnet. „Heute stehen wir aber wieder vor einem Wandel und neuen Herausforderungen“, sagte Gerd Friedsam, Vizepräsident des THW Deutschland. Die Zahl der Helfer sei durch den demografischen Wandel, gesellschaftliche Veränderungen und die Aussetzung des Wehrdienstes rückläufig. Jugendarbeit, wie sie das THW Wiesbaden bereits seit 2003 betreibe, sei daher wichtig.
Inge Büttner-Vogt und Tatjana Drömner-Gelbe nutzten die Feier, um dem THW eine Spende von jeweils 500 Euro zukommen zu lassen. Das Geld soll in die Anschaffung eines Fahrzeuges für die Jugend fließen. Eine besondere Ehrung wurde im Rahmen des Festaktes Jürgen Hübinger zuteil: Er wurde für 40 Jahre Einsatz für das THW ausgezeichnet.
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