Zahlreiche Rettungshundeteams stellten sich am Wochenende der anspruchsvollsten Prüfung zur Befähigung für internationale Einsätze in Trümmergebieten. Auf Übungsgeländen in Wiesbaden und Eschborn mussten die 15 Teams verschiedener Deutscher und Französischer Feuerwehren in 36 Stunden über ein Duzend „verschüttete“ Personen suchen. Zur Verleihung der Urkunden fand sich auch der Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes Hartmut Ziebs ein.
Mehrere Gebäude sind mitten in Wiesbaden nach einem Katastrophenereignis eingestürzt. Eine Vielzahl von Menschen ist – teils lebensgefährlich verletzt – unter Trümmern verschüttet. Das war das Szenario, das Rettungshundeteams der Feuerwehren Aschheim (Bayern), Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) und Wiesbaden sowie drei Teams aus Frankreich am Wochenende erwartete.
Nachdem sie im „Basislager“ auf dem Katastrophenschutz-Übungsgelände auf dem Fort Biehler in Wiesbaden ihre Zelte aufgeschlagen und die Ausrüstung überprüft hatten, begannen die 36 Stunden Einsatzbereitschaft für die 15 Rettungshundeteams, je bestehend aus einem Truppmann, einem Truppführer und einem Rettungshund. Auf verschiedenen Trümmergeländen und in einsturzgefährdeten Gebäuden galt es für jedes Team 14 Personen, teils in 2,5 Metern Tiefe unter Trümmern, zu finden. Auch ein Leistungsmarsch von rund zehn Kilometern Länge, bei dem sich die Teams mittels Karte, Kompass und GPS orientieren mussten, die Erste Hilfe an Mensch und Hund sowie das Abseilen von Hund und Hundeführer an einer Drehleiter war Bestandteil der Prüfung.
Während der Sucharbeit bei Tag und Nacht wurden die Teams von Schiedsrichtern, die unter Anderem aus den Feuerwehren München, Frankfurt, Iserlohn, Hamm sowie der Internationalen Rettungshunde-Organisation (IRO) und aus den USA angereist waren, bewertet. Dabei standen vor allem das Vorgehen und Agieren, das fachliche Wissen, aber auch die Teamarbeit sowie die psychische und physische Belastbarkeit von Hund und Hundeführer unter Beobachtung. Um die Umweltresistenz der Suchteams zu testen, wurde das Trümmergelände durch Feuer, Rauch und mit Bohrmaschinen in ein realistisches Katastrophenszenario verwandelt. Auch die Suchdurchgänge waren realistisch gestaltet, sodass am Anfang aufgrund der höheren Überlebenswahrscheinlichkeit mehr
Personen gefunden werden mussten und zum Ende hin bei einer Suche auch mal keine Person versteckt war.
Mit dem Ausbildungskennzeichen „RH 3 Trümmer“ wird die „Mindestfachkompetenz“ für Suchaufgaben im Katastrophenschutz nach den Vorgaben (Mission Readiness Test) der Search Dog Working Group der International Search and Rescue Advisory Group (INSARAG) – einem Expertengremium der Vereinten Nationen (UN) für „urbane Such- und Rettungseinheiten“ – bescheinigt. Das Zertifikat ist die dritte und höchste Stufe nach den Mindeststandards des Deutschen Feuerwehrverbandes. Die Überprüfung muss innerhalb von drei Jahren wiederholt und erneut bestanden werden. Sie befähigt die Rettungshundeteams für nationale und internationale Sucheinsätze.
„Bei dieser Einsatzübung werden absolute Höchstleistungen von Mensch und Tier gefordert“, betonte Andreas Quint von der Berufsfeuerwehr Wiesbaden. Als Vorsitzender des Arbeitskreises Rettungshunde und Ortungstechnik im Deutschen Feuerwehrverband (DFV), konnte er zusammen mit Harmut Ziebs, Vizepräsident des DFV, den Teams das Zertifikat verleihen. Für wen es nicht gereicht hat, besteht im nächsten Jahr erneut die Möglichkeit, den Einsatztest abzulegen.
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