Mit der Meldung einer Rauchentwicklung auf dem Gelände der Sektkellerei Ohlig in Rüdesheim beginnt am frühen Dienstagabend eine Einsatzübung, welche die mehr als 80 teilnehmenden Feuerwehrangehörigen über 112 Minuten fordern wird. Neben der Rüdesheimer Kernstadt sind die Orts- und Stadtteile Eibingen, Aulhausen und Presberg eingebunden. Unterstützung kommt aus Geisenheim und Eltville.
Minutiös spielt die Übungsleitung, bestehend aus Manfred Adam und Thomas Oehlke, Geschehnisse ein, um den Ablauf so realistisch wie möglich zu gestalten. Rund vier Wochen nahmen die Vorbereitungen in Anspruch. Von der Beantragung zusätzlicher Halteverbote bis zur Abstimmung mit den Stadtwerken loben beide das Engagement der beteiligten Stellen.
Mit dem Eintreffen der ersten Fahrzeuge gilt es, sieben Personen von Fenstern, Balkonen und Dachvorsprüngen zu retten oder im angrenzenden Produktionsbetrieb zu finden. Die Masken der vorgehenden Atemschutzgeräteträger sind mit einer speziellen Folie abgeklebt und bieten nur eine schemenhafte Sicht. Eingesetzte Beobachter, darunter Stadtverordnetenvorsteher Hansjörg Bathke und Reiner Oswald vom Brandschutzaufsichtsdienst des Kreises, notieren jede Handlung und tragen so zu einer umfangreichen Auswertung bei.
Die angenommene Ausbreitung der Flammen auf die neu errichtete Produktions- und Lagerhalle macht eine groß angelegte Brandbekämpfung erforderlich. Während die Rüdesheimer Drehleiter im gebildeten Abschnitt West von der ersten Minute an dabei ist, kommt auf der Ostseite die Drehleiter der Nachbarstadt, besetzt mit dem Geisenheimer Bürgermeister Christian Aßmann, zum Einsatz. Um eine ausreichende Wasserversorgung von mindestens 4.000 Litern pro Minute gewährleisten zu können, setzt Stadtbrandinspektor David P. Rovillard den Abrollbehälter Löschwasserversorgung des Landes Hessen ein, dessen leistungsstarke Schwimmpumpe die 800 Meter lange Förderstrecke verlässlich speist.
Auch das Team im Einsatzleitwagen, das sich für den Aufbau der Kommunikationsstrukturen verantwortlich zeichnet, Maßnahmen koordiniert und zur schnellen Übersicht in einer Lagekarte festhält, ist jetzt am rotieren. „Mit der Umstellung auf den Digitalfunk ergeben sich neue Möglichkeiten, die regelmäßig ausgebildet und geübt werden müssen“, fasst der stellvertretende Stadtbrandinspektor Björn Rosenbach den Anspruch an die dreiköpfige Besatzung zusammen. „Insgesamt werden die an die Feuerwehr gestellten Aufgaben zunehmend komplexer und sind mit neuen Gefahren behaftet“, ergänzt Rovillard.
Mit dem Erreichen des Übungsziels werden die Ausbildungsschwerpunkte der vergangenen Monate reflektiert. 9.500 Stunden Fortbildung wurden 2017 stadtweit geleistet. 2.600 Stunden kommen für Lehrgänge und Seminare im Landkreis oder an der Hessischen Landesfeuerwehrschule dazu. Ausbildungsthemen werden jeweils über einen Monat behandelt. Von der Schulung der Führungskräfte über die Grundlagen- und Stationsausbildung bis hin zur Abarbeitung von Gruppenaufgaben. Eine Einsatzübung am Ende prüft das vermittelte Wissen ab, wenn auch nicht jedes mal in diesem Ausmaß.
