Der Flugplatz der US-Streitkräfte in Erbenheim wird derzeit weiter ausgebaut. Am Samstag war das Gelände Schauplatz einer Großübung zahlreicher amerikanischer und deutscher Kräfte. Szenario war ein Bombenattentat mit Chlorgasaustritt und anschließendem Amoklauf. Keine einfache Aufgabe – plus Sprachbarriere und unterschiedlicher Einsatztaktik.
Der Übungsbeginn wird mit einer lauten Explosion eingeläutet. Gleichzeitig geht ein Kleinwagen auf einem Parkplatz zwischen zwei Wohnblöcken in Flammen auf und gelber Rauch zieht über den Parkplatz. Zahlreiche Verletzte und Tote liegen um das Auto, einige davon durch das Chlorgas zusätzlich verletzt.
Zuerst treffen Soldaten der US Army am Schadensort ein. Für sie liegt das Hauptaugenmerk auf der Terrorbekämpfung. Die Verletzten werden nur soweit wie nötig aus dem Gefahrenbereich gezogen und erstversorgt. Das alles unter dem Schutz weiterer bewaffneter Einheiten.
Die Kräfte der amerikanischen Flughafenfeuerwehr gehen zwar vor dem Parkplatz in Stellung, bleiben jedoch vorerst in Bereitschaft. Zuerst sperren sie den Gefahrenbereich und bereiten den Gefahrguteinsatz vor. Da die Lage von den amerikanischen Rettungskräften nicht alleine in den Griff zu bekommen ist, werden Feuerwehr und Rettungsdienst aus Wiesbaden in Gang gesetzt.
Neben dem Gefahrgutzug der Berufsfeuerwehr und der FF-Stadtmitte kommen auch zwei Freiwillige Feuerwehren zum Einsatz. Zusätzlich ein Großaufgebot der Rettungsdienste mit LNA, OLRD und den Schnelleinsatzgruppen. Die deutschen Kräfte beziehen jedoch einen weiter entfernten Bereitstellungsraum. Dies dient der eigenen Sicherheit, bis geklärt ist, ob ggf. weitere Bomben deponiert sind und bis der Attentäter gefasst ist.
Im Übungsszenario schießt der Attentäter im Verlauf noch auf mehrere Menschen in einem Gebäudetrakt, wo er schließlich von den Soldaten „unschädlich gemacht wird“, wie uns erklärt wird. Doch über 30 Verletzte müssen nun behandelt und teilweise dekontaminiert werden.
Die Verletzten-Dekontamination wird über den Abrollbehälter der US Feuerwehr durchgeführt während die Leicht- und Unverletzten von der Feuerwehr Wiesbaden dekontaminiert werden. Bei der Notdekontamination der Einsatzkräfte ist vor allem das Rettungsdienstpersonal eine große Herausforderung, sodass die Verletzten auf den Tragen von Feuerwehrleuten zu den Sammelplätzen gebracht werden, bis die Sanitäter dekontaminiert sind.
Sowohl die Zusammenarbeit der militärischen und zivilen Kräfte als auch die Kommunikation zwischen Amerikanern und Deutschen wird im Anschluss an die Übung als äußerst positiv bezeichnet. Alle Einheiten pflegen im Einsatz eine intensive Kommunikation mit den „fremden“ Kräften und respektieren andere Führungs- und Einsatzstrategien.
So konnten am Samstag alle rund 300 Beteiligte zeigen, dass eine internationale Zusammenarbeit kein Problem darstellt. Auch das MANV-Konzept der Stadt Wiesbaden erwies sich als sehr gelungen. Zahlreiche Übungsbeobachter dokumentierten ihre Kritikpunkte, sodass eine Nachbesprechung weitere Verbesserungsmöglichkeiten aufdecken wird.
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