Ein Gefahrstoffaustritt im Frankfurter Industriepark Höchst sorgte am Dienstag für Aufregung. Die Bevölkerung wurde über Sirenen und Radiodurchsagen gewarnt und aufgefordert, Gebäude aufzusuchen sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten. Auch der Bahnverkehr wurde eingestellt. Nach rund einer dreiviertel Stunde konnte der Austritt giftigen Nitrobenzols gestoppt werden.
Am Dienstag waren um 15:48 Uhr in einem Betrieb der Clariant im Industriepark Frankfurt-Höchst zirka zehn Kilogramm Nitrobenzol aufgrund einer Fehlschaltung in den Kanal für Produktionsabwasser geleitet worden, der nahe der Werksgrenze liegt. Die Werkfeuerwehr hatte die austretenden Stoffe mit einem Wasserschleier niedergeschlagen und zusammen mit der Berufsfeuerwehr Frankfurt Luftmessungen durchgeführt. Der Austritt konnte um 16:28 Uhr wieder gestoppt werden.
Aufgrund einer möglichen Gesundheitsgefährdung war die Bevölkerung der Stadtteile Höchst und Unterliederbach durch Sirenen gewarnt worden. Der Sirenenton forderte die Bevölkerung auf, Gebäude aufzusuchen, Kinder ins Haus zu rufen, Fenster und Türen geschlossen zu halten, Lüftungs- und Klimageräte ab- und das Radio einzuschalten. Innerhalb des Industrieparks Höchst war ebenfalls Sirenenalarm ausgelöst worden. Die Werte der umgehend durch den Umweltschutz des Industrieparks Höchst und die Berufsfeuerwehr durchgeführten Luftmessungen hatten jedoch keine Auffälligkeiten gezeigt. Beide Sirenenalarme konnten darum bis 17:27 Uhr wieder aufgehoben werden.
Nitrobenzol riecht bereits in Konzentrationen sehr stark, die noch nicht als gesundheitsschädlich anzusehen sind. Der Stoff ist in höheren Konzentrationen bei Hautkontakt, beim Einatmen oder Verschlucken giftig, außerdem wasser- und umweltgefährdend. Er steht außerdem im Verdacht, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen zu können und eine Krebs erzeugende Wirkung zu haben. Laut der Messwerte bestand jedoch keine Gesundheitsgefährdung für die Anwohner. Nitrobenzol ist in dem betroffenen Betrieb ein wichtiger Rohstoff bei der Produktion von Farbpigmenten, die etwa in Autolacken verwendet werden.
Ulrich Ott, Geschäftsführer der Clariant in Deutschland: „Ich bedaure sehr, dass wir die Anwohner und Mitarbeiter des Industrieparks durch den intensiven Geruch beunruhigt haben. Bei der Alarmierung stand für uns die vorsorgliche Warnung zum Schutz der Bevölkerung im Vordergrund. Wir werden alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um ein derartiges Ereignis künftig zu verhindern.“
Das durch den Wasserschleier angefallene Niederschlagswasser wurde in einem Auffangbehälter zurückgehalten. Die Berufsfeuerwehr Frankfurt war mit 13 Fahrzeugen und rund 60 Einsatzkräften im Einsatz und führte mit den Messfahrzeugen außerhalb des Werksgeländes Messungen durch. Der Bahnverkehr am Bahnhof Höchst wurde zwischenzeitlich eingestellt.
Aktuelle Informationen gibt es auch im Internet unter www.ihr-nachbar.de. Für die Nachbarn des Industrieparks Höchst wurde außerdem ein Bürgertelefon eingerichtet.
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