Kohlenmonoxid-Warngeräte sind für die Feuerwehr unverzichtbar. Das ist das eindeutige Ergebnis einer Studie der Berufsfeuerwehr Wiesbaden, das am Donnerstag vorgestellt wurde. Von August 2011 bis März 2012 wurde in einer deutschlandweit erstmaligen Studie untersucht, wie stark Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst an Einsatzstellen durch das Atemgift Kohlenstoffmonoxid (CO) gefährdet sind.
Es sind Zahlen, mit denen im Vorfeld keiner gerechnet hat, die nun am Ende der sechsmonatigen Studie stehen: 34 primäre Einsätze, drei Tote und etwas mehr als 50 intoxikierte Personen. Durch diese „negativen Begleiterscheinungen“ sei das Thema „Gefahr durch Kohlenmonoxid“ in den vergangenen Monaten stark in den Vordergrund getreten, erläutert Feuerwehrdezernent Detlev Bendel bei der Vorstellung des Studienberichts. „Es ist absolut Erforderlich, den Schutz der Einsatzkräfte dauerhaft sicher zu stellen“, so Bendel.
Im Zeitraum der Studie – August 2011 bis März 2012 – kam es zu insgesamt 29 Einsätzen aus Rettungsdienst-Stichworten und fünf Einsätzen aus Feuerwehr-Stichworten. Bei diesen Einsätzen wurden die Einsatzkräfte zunächst aufgrund einem medizinischen Notfalls oder einem Feuerwehr-Stichwortes alarmiert. Erst die mitgeführten CO-Warngeräte hatten vor einer gefährlichen mit CO angereicherten Atmosphäre gewarnt. „Kohlenmonoxid ist das Chamäleon der Notfallmedizin. Es gibt keine eindeutigen Indikatoren für eine CO-Vergiftung“, erläutert Marco Pfeuffer, der die Studie bei der Berufsfeuerwehr durchführte. „Die Zahlen zeigen deutlich, dass ohne CO-Warngeräte die meisten Kohlenmonoxid-Vergiftungen gar nicht erst bemerkt worden wären.“
Im Mai hatte daher das Gesundheitsamt bereits 25 CO-Warngeräte für den Rettungsdienst beschafft. Die Feuerwehr beschaffte nun 28 Warngeräte für die Berufsfeuerwehr. Über einen Sponsor wurden auch die Freiwilligen Feuerwehren mit insgesamt 40 Warngeräten ausgestattet. Die Leihgeräte, die von der Firma MSA AUER für die Studie zur Verfügung gestellt wurden, konnten dabei teilweise übernommen werden. Es soll jeweils ein „Eingasatmosphärenwarngerät“ für jeden Einsatzleiter und Fahrzeugführer im Bereich der Lageerkundung sowie für jeden vorgehenden Trupp aus Arbeitsschutzgründen zur Verfügung stehen.
Die Studie fand bundesweit durch zahlreiche CO-Unfälle große Beachtung. Viele Feuerwehren beschafften bereits CO-Warngeräte oder warteten das Ergebnis und die Empfehlungen der Wiesbadener Studie ab. „Eine flächendeckende Ausstattung mit CO-Warngeräten ist nur eine Frage der Zeit“, merkt Harald Müller, kommissarischer Amtsleiter der Berufsfeuerwehr, an. Das Land Hessen mache sich bereits Gedanken, wie eine Gerätebeschaffung zukünftig bezuschusst werden kann. Weit mehr als 30 Schulungen zu den Ursachen, Auswirkungen und Gefahren von Kohlenmonoxid hielt Marco Pfeuffer im Rhein-Main-Gebiet und Deutschland.
Der Studienbericht mit einer Gefährdungsanalyse inklusive der Empfehlung zur Ausstattung von Einsatzkräften und der Abwicklung von CO-Einsätzen steht hier zum Download zur Verfügung.
Mehr zum Thema “Gefährdung durch Kohlenmonoxid im Einsatz” ist auf unserer Sonderseite zu finden.
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Downloads:
- MMH-Studie: „Gefährdung durch Kohlenstoffmonoxid an der Einsatzstelle“ (PDF)
Studienbericht mit einer Gefährdungsanalyse durch Kohlenstoffmonoxid an der Einsatzstelle inkl. Empfehlung zur Ausstattung von Einsatzkräften und Abwicklung von Einsätzen mit erhöhtem Kohlenstoffmonoxidgehalt in der Atmosphäre. - Fachempfehlung des DFV: “Rahmenempfehlung zu Einsätzen bei Verdacht auf einen CO-Notfall innerhalb von Räumlichkeiten“ (PDF)
- Info-Broschüre für Haushalte: „Gefahr durch CO – Kohlenstoffmonoxid“ (PDF)