Gedenkfeier: 1971 starben drei Feuerwehrleute bei Linde-Brandkatastrophe in Kostheim

Brandkatastrophe Linde Kostheim 1971(sst) Vor 40 Jahren kam es im Linde-Kältetechnikwerk in Kostheim zu einer verheerenden Brandkatastrophe. Drei Feuerwehrleute starben während der Löscharbeiten, als ein Gebäudeteil in sich zusammenstürzte. Fünf Tage lang dauerten die Löscharbeiten, zu denen Feuerwehrkräfte aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet alarmiert wurden. In einer Gedenkstunde erinnerten der Kostheimer Heimatverein und die Freiwillige Feuerwehr mit einer Dokumentation und Zeitzeugen-Berichten an den “schwärzesten Tag in der Geschichte der Wiesbadener Feuerwehr”.

Die Sitzplätze im Kostheimer Gerätehaus reichen am Donnerstagabend für die Schar an Besuchern nicht aus. Zahlreiche Bürger und Feuerwehrleute waren der Einladung des Heimatvereins und der Freiwilligen Feuerwehr gefolgt, in einer Gedenkstunde an die Brandkatastrophe zu erinnern. Brandkatastrophe Linde Kostheim 1971Der Kostheimer Wehrführer, Thomas Stein, berichtet, wie er damals als “8-jähriger Bub” aus dem Fenster schaute und beim Anblick der riesigen Rauchentwicklung den Entschluss fasste, Feuerwehrmann zu werden. “Das Ereignis hat Kostheim und die Region geprägt. Die Brandkatastrophe hatte Auswirkungen auf das gesamte Bundesgebiet”, ergänzt der Amtsleiter der Wiesbadener Feuerwehr, Harald Hagen. Während des visuellen Vortrages mit zahlreichen Zeit- und Bilddokumenten, zeigten sich auch gerade die am Einsatz beteiligten Feuerwehrleute Friedel Mehlinger, Peter Muttke, Rudi Rendel, Karl-Jürgen Ruf und Wilfried Reuss bewegt und berichteten, wie sie das Ereignis erlebt hatten.

Brandkatastrophe Linde Kostheim 1971Zu einer der größten Brandkatastrophen der Nachkriegsgeschichte entwickelte sich im Januar 1971 ein Feuer im mittlerweile stillgelegten Linde-Kältetechnikwerk in Kostheim. Am Samstag, den 23. Januar 1971, gibt der Nachtwächter des Linde-Werkes um 22.10 Uhr Feueralarm. Als die Kräfte der Wiesbadener Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Kostheim acht Minuten später am Einsatzort eintreffen, ist die Lagerhalle bereits stark verraucht. Drei Trupps gehen unter Atemschutz zur Erkundung vor, weitere Verstärkung wird nachgefordert. Die ganze Nacht hindurch kämpfen die Feuerwehrleute gegen die Flammen, die sich bereits stark ausgebreitet hatten.Brandkatastrophe Linde Kostheim 1971Neben allen Wiesbadener Feuerwehrkräften, werden auch Feuerwehren aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet nachgefordert. Von der Berufsfeuerwehr Mainz, zahlreichen Mainzer Freiwilligen Feuerwehren, den Freiwilligen Feuerwehren aus Gustavsburg, Ginsheim, Raunheim, Hofheim, Rüsselsheim und der Werkfeuerwehr Opel, eilen zahlreiche Löschfahrzeuge nach Kostheim. Mehr als 30 Tragkraftspritzen fördern Wasser zur Einsatzstelle. Von allen Gebäudeseiten aus gehen Trupps unter Atemschutz mit B- und C-Rohren vor. Aufgrund der starken Rauchentwicklung kann das Feuer, das sich bis dahin schon stark ausgebreitet hatte, erst gegen 23 Uhr direkt bekämpft werden.

Brandkatastrophe Linde Kostheim 1971Mit der Meldung “Feuer unter Kontrolle” werden um 5:52 Uhr die ersten Fahrzeuge wieder abgezogen. Durch die erhebliche Einsturzgefahr der Lagerhalle, wurde ein weiterer Innenangriff abgebrochen. Vermutlich um die Explosionsgefahr, die von einem Gaslager ausging, durch Kühlung zu beseitigen, gingen in großem Vertrauen in die Baukonstruktion trotz der Einsturzgefahr zwei Trupps der Berufsfeuerwehr Wiesbaden und zwei Trupps der Freiwilligen Feuerwehr Schierstein mit je einem C-Rohr in das Gebäude vor.

Gegen 6 Uhr stürzt plötzlich ein Teil des zweigeschossigen Gebäudes auf einer Länge von rund 50 Metern und einer Breite von rund 30 Metern ein. Drei Feuerwehrmänner der Berufsfeuerwehr und drei Freiwillige Feuerwehrmänner werden begraben. Brandkatastrophe Linde Kostheim 1971Sechs weitere Feuerwehrleute werden bei dem Einsturz verletzt und sofort ins Krankenhaus gebracht. Vermutlich war die Erwärmung der Eisenträger und falsch angebrachte Dehnungsfugen Ursache für den Einsturz. Durch die Hitze dehnten sich die Träger aus und schoben die Wände nach außen. Bei den Löscharbeiten kühlten sie wieder ab und zogen sich zusammen. Dadurch rutschten sie von den Auflageflächen und es kam zum Einsturz.

Brandkatastrophe Linde Kostheim 1971Drei Feuerwehrleute konnten sofort geortet werden, ein freiwilliger Feuerwehrmann konnte sich selbst aus den Trümmern befreien. Mit Trennschleifern, Bolzenschneidern und Brecheisen wurden unter Lebensgefahr Zugänge zu den Eingeschlossenen geschaffen. Gegen 7:30 Uhr muss die Rettung vom 27-jährigen Oberfeuerwehrmann Albert Scheurich (Berufsfeuerwehr Wiesbaden) abgebrochen werden, nach dem ein Oberarzt der städtischen Kliniken dessen Tod festgestellt hatte. Zu groß war die Gefahr für die Bergungsmannschaft durch einen weiteren Einsturz. Knapp eine halbe Stunde später kann ein weiterer freiwilliger Feuerwehrmann lebend gerettet werden. Durch den Einsatz der gerade gegründeten Rettungshundestaffel konnte der 18-jährige Feuerwehrmann Karl-Heinz Bremser (FF-Schierstein), für den es sein erster Einsatz war, einige Zeit später tot geborgen werden. Mit Baggern und Greifern wurde die Suche nach dem 53-jährigen technischen Brandamtmann Kurt Windrich (Berufsfeuerwehr Wiesbaden) fortgesetzt. Brandkatastrophe Linde Kostheim 1971Gleichzeitig wurde die Brandbekämpfung der noch vorhandenen und immer wieder aufflackernden Brandnester durchgeführt. Am Mittag ist der Brand weitestgehend gelöscht.

Doch zwei Tage später sorgt am Dienstag, den 26. Januar 1971, ein Unwetter für ein erneutes Aufflammen der Brände. Starke Winde entfachen gegen 5:15 Uhr das Feuer in einem fünfgeschossigen Lagerhaus, in dem 25.000 Liter Nitroverdünnung und 80.000 Liter Benzin gelagert werden. Aufgrund der erheblichen Einsturzgefahr ist ein Innenangriff nicht möglich. Rund ein Dutzend Wasserwerfer werden in Stellung gebracht. Das erst in diesem Jahr in Dienst gestellte Feuerlöschboot der Feuerwehr Frankfurt unterstützt die Wasserversorgung. Brandkatastrophe Linde Kostheim 1971Von einem Polizeihubschrauber aus koordiniert der damalige hessische Landesbranddirektor Ernst Archilles die Einsatzkräfte. Umliegende Anwohner müssen ihre Häuser verlassen.

Der letzte vermisste Feuerwehrmann, Kurt Windrich, kann am 27. Januar 1971 geborgen werden. Erst am 5. Februar ist das Feuer vollständig gelöscht und das letzte Feuerwehrfahrzeug verlässt die Einsatzstelle. Bei den Wiederaufbauarbeiten kam im August 1971 außerdem der Stahlbauer Jovan Bulev ums Leben.

“Aus Schäden lernen, sie auswerten, Konsequenzen ziehen und dafür sorgen, dass soetwas nicht wieder passiert”, beginnt der Leitende Branddirektor Harald Hagen seinen Rückblick, was sich seit der Brandkatastrophe verändert hat. Brandkatastrophe Linde Kostheim 1971Durch die Erkenntnisse bei dem Linde-Brand konnten einige Zeit später bei einem Großbrand des IKEA-Warenhauses in Hofheim-Wallau Tote verhindert werden. Neue Normen über die brandschutztechnische Belastung und die Berechnungsverfahren für Gebäude wurden einige Jahre später veröffentlicht. Die Fahrzeuge und die Ausrüstung der Wiesbadener Feuerwehrleute wurde nach der Katastrophe aufgerüstet. So wurden Großtanklöschfahrzeuge und ein großer Einsatzleitwagen, aber auch neue Schutzausrüstungen angeschafft. “Wir können hoffen, dass das Vergangenheit ist und sollten Wachsam sein für die Zukunft”, betont Hagen abschließend.

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