Die gezielte Flüssigkeitszufuhr verhindert Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts.
Von Alfred Brandner, Rettungsassistent / Taekwondo – Meister Grad. (WTF)
Immer wieder kann man bei länger anhaltenden und Kräfte zehrenden Brandeinsätzen feststellen, dass Feuerwehrleute selbst zu Patienten werden. Hohe Wasser- und Elektrolythverluste sind oftmals die dem Geschehen zugrunde liegende Ursache.
Selten habe ich an entsprechenden Einsatzorten die Ausgabe von Getränken beobachten können. Ähnlich wie bei Leistungssportlern, ist aber die Zufuhr von geeigneten Getränken erforderlich, um die Stoffe zu ersetzen, die der Feuerwehrmann bei seiner schweißtreibenden Arbeit verliert. Überwiegend ist das Wasser – leicht bis zu vier Liter in der Stunde, abhängig von der Dauer und körperlichen Intensität der Betätigung. Auch die Temperatur spielt hier eine maßgebliche Rolle. Verloren gehen aber nicht nur Wasser, sondern insbesondere auch Mineralstoffe, ohne die eine normale Körperfunktion nicht möglich ist. Das sind im wesentlichen Natrium, Magnesium, Kalium und Calcium.
Verstärkte Wasser- und Elektrolytverluste, können zu erheblichen Funktionsstörungen der Organe führen. Vor allem das zentrale Nervensystem, sowie Herz und Kreislauf sind betroffen. Die Auswirkungen können sein: Krampfanfälle, Blutdruckabfall, Kollaps oder Schock bis hin zu Delirium oder Koma.
Mit der frühzeitigen Zufuhr von geeigneten Getränken, lassen sich solche Störungen vermeiden. In so genannten isotonischen, bzw. hypotonischen Getränken ist der Anteil gelöster Substanzen wie beispielsweise Zucker und Mineralstoffen ähnlich wie im Blut (gleich oder etwas geringer). Die Flüssigkeit wird dadurch schneller vom Körper aufgenommen. Solche Getränke beinhalten in der Regel vier bis zehn Prozent Kohlehydrate und etwa 150 mg Natrium pro Liter. Eine gleichzeitige Aufnahme von Natrium und Glukose, einem Baustein der Kohlehydrate, führt zu einer nahezu optimalen Aufnahme von Wasser, dass ja möglichst schnell in die Zellen gelangen soll. Für Feuerwehrleute im harten Einsatz, wäre eine solche „spezielle Limonade“ eine Möglichkeit, ist aber nicht unbedingt erforderlich. Als geeignetes Getränk könnte man die Apfelschorle, im Mischungsverhältnis drei bis vier Anteile Wasser und einem Anteil Saft, empfehlen. Um den gewünschten Effekt zu erzielen, sollte das Mineralwasser etwa 150 mg Natrium und mindestens 50 mg Magnesium pro Liter enthalten. Weiterhin zu beachten wäre, dass eine angemessene Flüssigkeitszufuhr schon vor den Einsätzen erfolgt – nämlich über den Tag verteilt. Das gewährt dann eine nahezu optimale Leistungsfähigkeit. Grundsätzlich falsch ist es zu warten, bis der Durst eintritt. Dann ist es längst zu spät, denn die Wasseraufnahme durch den Körper dauert mindestens 20 bis 30 Minuten.
Vielen Dank an Herrn Brandner für diesen Fachbeitrag!
Kommentar:
(me) In Wiesbaden ist diese Situation bereits erkannt und auf den Löschfahrzeugen der Berufsfeuerwehr sind zumindest ausreichende Mengen für die Besatzung vorhanden. Bei größeren Einsatzlagen kommt mittlerweile immer öfter der AB-Sozial zum Einsatz, auf dem große Mengen Apfelschorle und Mineralwasser, für die Einsatzkräfte vorgehalten werden. Im Bedarfsfall (wie beispielsweise beim Strohballenbrand im Februar ´07 in Nordenstadt) wird die Logistikgruppe der FF-Stadtmitte alarmiert, um Verpflegung für bis zu 100 Einsatzkräften an die Einsatzstelle zu bringen. Natürlich steht auch, wie in anderen Landkreisen, eine SEG-Versorgung des Rettungsdienstes zur Verfügung.
Doch all diese Maßnahmen benötigen eine gewisse Vorlaufzeit. Daher ist allen Wehren zum empfehlen, wie bereits von vielen getan, eigenständig zumindest geringe Mengen Mineralwasser oder Apfelschorle auf den Fahrzeugen zu verladen, um eine ausreichende Versorgung der eigenen Kräfte gewährleisten zu können – auch bei Übungen!