Rund 30 Kisten mit Feuerwehr-Gerätschaften wurden Ende Juli auf Initiative eines Niedernhausener Feuerwehrmanns an die Feuerwehr Somoto in Nicaragua übergeben. Die Feuerwehren Niedernhausen, Bad Camberg, der ASB Niedernhausen sowie Privatleute und Firmen sammelten Sachspenden, um die Feuerwehrarbeit in Nicaragua zu unterstützen. Bereits vor acht Monaten war das Hilfspaket gepackt und verschickt worden – und wartete seitdem im Zoll auf die Freigabe. Ende Juli konnten die Gerätschaften dann mit Unterstützung des GIZ und der Botschaft freigegeben und an die Feuerwehr übergeben werden.
„Heute ist der große Tag für die Feuerwehr Station in Somoto, Nicaragua. Seit Anfang des Jahres warten sie alle auf das Equipment, das in Niedernhausen vor acht Monaten gepackt und verschickt wurde. Heute ist die Übergabe. Alle sind sie da, der Kapitän der Station, Vertreter aus dem Rathaus, der Polizeichef, ein Pastor und natürlich Vertreter der Presse, Radio, Fernsehen, die deutsche Fachkraft für das weltwärts-Programm der GIZ und natürlich die Feuerwehrfrauen und -männer selbst. Es wurde die Nationalhymne gespielt und mit Reden und symbolischer Übergabe eines Feuerwehrhelms ganz offiziell die Spende in Empfang genommen“, beschreibt der Initiator Carsten Mohr die Spendenübergabe.
Die Idee kam dem Niedernhausener Carsten Mohr, der in Somoto einen entwicklungspolitischen Freiwilligen Dienst über das Programm „weltwärts“ der Bundesregierung und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in einer lokalen Hilfsorganisation (NGO) absolviert. Dort arbeitet er im Katastrophenschutz in kleinen Orten, die sich vor Naturgewalten schützen müssen. Da Carsten allerdings schon in Niedernhausen ein engagierter Feuerwehrmann war, konnte er es auch in Nicaragua nicht lassen, Stunden und Nächte in der Feuerwache zu verbringen. Was anfangs noch in seiner Freizeit passierte, konnte schnell in sein Projekt integriert werden, sodass er wöchentlich Präsentationen halten und Ausbildung für die rund 20 Feuerwehrleute leisten konnte. Dort hat er viel gelernt, zu allererst natürlich die Sprache Spanisch. Dann musste er aber auch lernen, wie großzügige und gut gemeinte Spenden an ihrem Zweck vorbei gingen, genannt seien da nagelneue Autos aus Russland, die für die Straßenverhältnisse in Nicaragua nicht gerüstet sind.
Der Feuerwehr Somoto stehen zur Bewältigung ihrer Aufgaben vier Fahrzeuge zur Verfügung. Das größte und schlimmste Problem ist der Kraftstoff, ohne den eine Feuerwehr nicht funktionieren kann und an dem es in Nicaragua chronisch mangelt. Da rückt dann schon mal ein Fahrzeug weniger aus und die Atemschutzflaschen sind nicht gefüllt – doch was am Anfang schwer zu verdauen war, ist nun Gewohnheit und die Basis, auf der Carsten ausbilden will. Die Feuerwehr Somoto besteht aus drei hauptamtlichen Feuerwehrmännern und rund 20 Freiwilligen. Sie haben im Jahr circa 200 Einsätze, die von rettungsdienstlicher Versorgung über Verkehrsunfälle bis zu Waldbränden in der Trockenzeit und Erosionen in der Regenzeit reichen. Nicaragua ist das zweitärmste Land Südamerikas und liegt zwischen Honduras und Costa Rica. Neben den Karibikregionen und der Pazifikküste liegt Somoto im Gebirge auf 700 Metern Höhe an der Grenze zu Honduras.
Durch diese Umstände und die weitreichenden Gefährdungen durch Erdbeben, Vulkanausbrüche, starke Regenfälle, Hurrikane und lange Hitzeperioden ist der Katastrophenschutz hier besonders gefragt. Auf seltene Großspenden aus Russland, Spanien, USA und Japan ist das Land angewiesen.
Schon im November 2012 kam dann eine Mail an die Wehrführung in Niedernhausen, ob es ein Interesse gäbe, funktionstüchtige Ausrüstung und Kleidung, die in Deutschland aussortiert wird, nach Nicaragua zu schicken. Die Hilfsanfrage verbreitete sich wie ein Lauffeuer. So wurdne im Dezember unter dem großen Engagement von Gemeindebrandinspektor Mathias Brühl 30 Kisten mit Equipment gepackt. Sie enthielten Feuer-, Hitze- und Regenschutzkleidung, Helme, Stiefel, Handschuhe, Gurte, Tragen sowie Funk- plus Ladegeräte, die von den Feuerwehren Niedernhausens und der Feuerwehr Bad Homburg gespendet wurden. Zusätzlich wurden Mengen an Erste-Hilfe-Materialien, Taschen, Koffer, Systemen zur Stabilisierung von Patienten eines Verkehrsunfalls und Einmalhandschuhen vom ASB Niedernhausen und der Feuerwehr Bad Homburg beigesteuert. Ausrüstung zur Rettung von Personen in Höhen und Tiefen, darunter Dynamikseile, Gurte und Karabiner wurden von Stephanie Edling gespendet. Zu guter Letzt stellte die Firma Schoenwolf Hamburg ein fabrikneues Atemschutzgerät mit Chemikalienschutzanzügen, Gehörschutz und Masken zur Verfügung. Der Spendenwert kann schwer kalkuliert werden, ist mit Sicherheit aber im hohen vierstelligen Bereich.
Die Kisten wurden dann von Johannes Müller und Bastian Baum durch einen von der Firma Dörr Elektronik, der Gemeinde Niedernhausen und Günther F. Döring gemieteten Sprinter nach Hamburg transportiert, wo sie von der Städtepartnerschaft Hamburg-León mit einem Container nach Nicaragua verfrachtet wurden. Dort standen sie dann sieben Monate im Zoll und konnten nicht freigegeben werden. Während sich Carsten Mohr monatelang an die Feuerwehr-Führung, Parlamentsabgeordnete und andere Organisationen wandte, die Caritas einen Artikel in der größten Tageszeitung Nicaraguas platzierte, der von einer Blockade sprach, wurde durch die Unterstützung der GIZ und der Botschaft, die sich bei Behörden und den zuständigen Stellen dafür einsetzten, die Freigabe erwirkt. Zwei Wochen später waren die Unterschriften da und das Material konnte abgeholt werden, zwei Wochen vor Carstens Rückreise nach Deutschland.
Laut Carsten konnte durch diese Spende die Feuerwehrarbeit in Somoto auf ein neues Niveau gestellt werden. 14 Feuerwehrleute konnten erstmalig mit einer vollständigen persönlichen Schutzausrüstung ausgestattet werden. Das Erste-Hilfe-Material macht eine rettungsdienstliche Versorgung erst möglich. Die Ausrüstung für die Höhenrettung war veraltet und nicht mehr funktionstüchtig, diese konnte komplett ersetzt werden. Die Atemschutz- und Chemikalienschutzkleidung gab es vorher nicht – nur ein veraltetes Gerät aus der ehemaligen DDR hatte die Halterung im Fahrzeug geziert.
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