(sst) In der Nacht zu Heiligabend kam es zu einem verheerenden Feuer im Martin-Niemöller Oberstufen-Gymnasium. Ein Teil des Gebäudes brannte völlig aus, während der gesamte Bau nach einer massiven Rauchgasdurchzündung stark beschädigt wurde.
Kurz nach zwei Uhr wurde der Wiesbadener Leitstelle von einem Autofahrer ein Feuerschein in der Martin-Niemöller-Schule am Moltkering gemeldet. Rückfragen bei der danebengelegenen Rettungswache des ASB bestätigten meterhohe Flammen, die aus dem Schulgebäude loderten. Bereits auf der Anfahrt der Kräfte der FF-Bierstadt und der Berufsfeuerwehr war der Feuerschein weit sichtbar. Nach einer ersten Erkundung stellte sich heraus, dass fünf Räume der Schule, darunter das Sekretariat und das Lehrerzimmer, bereits im Vollbrand standen. Mit zwei C-Rohren wurde der erste Innenangriff vorgenommen. Aber es stellte sich schnell heraus, dass weitere Kräfte benötigt werden. So wurden die restlichen Löschfahrzeuge und Drehleitern der Berufsfeuerwehr, der zweite Einsatzleitdienst und der GW-L2, als Ersatz für den AB-Atemschutz, an die Einsatzstelle beordert. Nach und nach wurden auch die Freiwilligen Feuerwehren Stadtmitte, Medenbach, Auringen, Kloppenheim, Nordenstadt, Mainz-Kastel, Frauenstein, Erbenheim und Breckenheim teilweise zur Wachbesetzung und Ablösung der ersten Kräfte, alarmiert. Der AB-Sozial und die Logistikgruppe der FF-Stadtmitte wurde ebenfalls angefordert, um die Einsatzkräfte mit Essen und Getränken zu versorgen. Auch die Amtsleitung und der Direktionsdienst der Berufsfeuerwehr sowie der Oberbürgermeister machten sich ein Bild von der Lage vor Ort. Gegen 9 Uhr wurde das THW Wiesbaden zur Unterstützung der Feuerwehr alarmiert.
In der Zwischendecke des Gebäudes bildeten sich während des Brandes Pyrolysegase, die mehrmals in der brennbaren Wärmedämmung durchzündeten. Durch die erheblichen Druckwellen, die dabei entstanden, wurden weite Teile des Gebäudes, die vom Feuer verschont blieben, zerstört. Zahlreiche Wände, Scheiben und Dachverkleidungen gingen zu Bruch. Mit mehreren C- und B-Rohren wurde das Feuer im Innen- und Außenangriff bekämpft. Auch Schaum kam zum Einsatz. Über die Wenderohre der beiden Drehleitern wurde zudem eine Brandbekämpfung von oben durchgeführt. Nach über dreieinhalb Stunden war das Feuer größtenteils gelöscht. Doch immer wieder loderten kleine Brandnester auf, sodass sich die Nachlöscharbeiten noch lange hinzogen. Mit einem Trupp mit Wärmebildkamera und Einreißhacken wurden zudem Brandnester im Dach gesucht und abgelöscht.
Weit über hundert Einsatzkräfte waren im Einsatz. Zeitweise waren Kräfte aller drei Berufsfeuerwehrwachen vor Ort. Neun Freiwillige Feuerwehren waren alarmiert. Derzeit sind noch immer dutzende Einsatzkräfte mit Nachlösch- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Als Brandursache wird Brandstiftung vermutet. Die Kriminalpolizei hat die Brandursachenermittlung aufgenommen. Der Sachschaden beläuft sich nach Angaben der Feuerwehr auf mehrere 100.000 Euro. Es besteht Einsturzgefahr.
[update 24.12.07, 15:45] Feuerwehr und THW begannen bereits am Montagnachmittag mit einem Teilabriss an den einsturzgefährdeten Stellen des Gebäudes . Die Wiederaufnahme des Schulbetriebs nach den Weihnachtsferien ist derzeit undenkbar, so die Feuerwehr. Für die 750 Schüler muss eine Alternative an anderen Orten gefunden werden. Möglicherweise muss das Gebäude wegen des großen Schadens komplett abgerissen werden.
[update 24.12.07, 18:30] Nach über 16 Stunden war der Einsatz für die Feuerwehr um halb Sieben weitestgehend beendet. Um Spuren und Schulakten, die von den Flammen verschont blieben, nicht zu zerstören, verschloss das THW Wiesbaden, Heidenrod und Hofheim die Schule mit Spanplatten. Außerdem wurde das Gebäude abgestützt, um einen Einsturz zu vermeiden.
Die Atmosphäre an der Schule sei in letzter Zeit gespannt gewesen, erklärten einige Schüler nach dem Brand dem Hessischen Rundfunk. Am 29. November beunruhigte die Schülerschaft ein Gerücht über einen angedrohten Amoklauf. Die Polizei hat intensive Ermittlungen aufgenommen.
[update 25.12.07, 17:00] Noch in der Brandnacht machten sich die Schulleitung sowie Vertreter des Schuldezernats und des Städtischen Schulamtes ein Bild von der Lage. Nach Aussagen von Sachverständigen kann der Schulbetrieb im Gebäude nicht mehr aufgenommen werden. „Es wird derzeit nach einer räumlichen Lösung für den Schulbeginn im neuen Jahr gesucht“, so die Schulleiterin auf der Homepage der Schule.
[update 26.12.07, 19:00] Auch Tage nach dem Brand muss die Feuerwehr anrücken, um Nachbrände abzulöschen. Immer wieder lodern Flammen auf und Rauch zieht aus dem zerstörten Gebäude. Zahlreiche Spaziergänger und entsetzte Schüler machten sich in den letzten Tagen ein Bild von dem Ausmaß des Feuers. Die Polizei suchte indessen auch mit Brandmittelspürhunden das Gelände ab.
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18-Jähriger gesteht Brandstiftung an Niemöller-Schule (28.12.2007) |
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Ursache für Schulbrand noch ungeklärt – Polizei auf Spurensuche (27.12.2007) |