(thg) Die aktuellen Temperaturen und der daraus resultierende zugefrorene Yacht-Hafen in Schierstein, nahmen die Berufsfeuerwehr Wiesbaden zum Anlass eine groß angelegte Eisrettungsübung durchzuführen, bei der auch der Rettungshubschrauber Christoph 77 aus Mainz nicht fehlen durfte.
„Da wir dieses Ereignis nicht all zu oft haben, wollen wir die Gelegenheit nutzen, um unser System zu überprüfen und das Zusammenspiel zwischen Luft- und Landrettung zu trainieren“, erläuterte Harald Hagen, Leiter der Feuerwehr in Wiesbaden. Zuerst wurde in die 15 Zentimeter dicke Eisschicht mit Motorsägen ein passendes Loch gesägt, um in den eisigen Rhein einsteigen zu können. Der Zugang zu dem Einstieg wurde mit Holzbohlen abgedeckt, um kein ungewolltes Einbrechen des Eises zu riskieren.
Die Übung bestand aus zwei Teilen. Zum einen wurde die Rettung einer im Eis eingebrochenen Person per Hubschrauber mittels Rettungsschlinge geübt. „Dies ist aber nur möglich, wenn die Person noch bei Bewusstsein ist und sich selber aktiv an der Schlinge festhalten oder einhängen kann“, so Norbert Spohn, Pilot des Rettungshubschraubers. Beim zweiten Teil der Übung wurde die konventionelle Rettung von Land aus geprobt. Hierbei wurde die eingebrochene Person von zwei Feuerwehrmännern, in speziellen Überlebensanzügen, aus dem Eis herausgezogen und über einen Rettungsschlitten, dem sogenannten Rescue-Sled, liegend an Land gebracht. Danach wurde noch eine Dummy-Puppe im Eiswasser versenkt, die von den Tauchern der Feuerwehr gesucht, gefunden und zur medizinischen Weiterversorgung an Land gebracht wurde.
Wenige Minuten vor Beginn der Übung schien der Einsatz von Christoph 77 noch kurzfristig auszufallen, da ein Herz-Kreislauf-Stillstand in der Nähe des Hafens einen Notarzt erforderte. Dieser wurde jedoch kurzerhand vom anwesenden Einsatzleitwagen der Feuerwache 2 an den realen Einsatzort gebracht, sodass der Hubschrauber seinen Teil der Übung durchführen konnte.
In dem Zusammenhang der Übung, wies Harald Hagen erneut auf die Gefahren hin, die zugefrorenen Eisflächen frühzeitig zu betreten. Er rät der Bevölkerung nur auf Eisflächen zu laufen, die offiziell als solche freigegeben sind. Sollte es dennoch dazu kommen, dass jemand im Eis einbricht, ist es das wichtigste, zu versuchen wieder einen festen Halt zu bekommen und robbender Weise das Ufer zu erreichen. In so einer Situation verlassen einen in weniger als fünf Minuten die Kräfte und die Chancen gerettet zu werden sinken drastisch. Personen die das Geschehen von Land aus beobachten, sollten zu allererst „professionelle Hilfe anfordern“, nämlich über den Notruf 112 der Feuerwehr. Auf keinen Fall sollen sich die Erst-Helfer selbst in Gefahr begeben, indem sie versuchen,zu dem Verunfallten zu gelangen, um ihn herausziehen zu wollen. Für solche Einsätze hält die Feuerwehr Wiesbaden speziell ausgebildetes Personal vor, sowie einen Taucherwagen in dem sich die Taucher bereits auf der Anfahrt zum Einsatzort mit ihrer Ausrüstung ausstatten können. Somit ist ein Zeitverlust an der Einsatzstelle größtenteils ausgeschlossen.
Versorgt wurden alle anwesenden Einsatzkräfte und Pressevertreter mit heißem Tee, der mit dem Abrollbehälter Sozial an den Übungsort gebracht wurde. Abschließend waren alle mit dem Ergebnis und dem Ablauf der Übung zufrieden und rückten auf ihre geheizten Wachen ein.