(sst) Nach einer längeren Pause setzten wir unsere Reportagereihe fort. Diesmal waren wir am Rhein zu Gast. Mit rund 50 Mitgliedern und über 100 Einsätzen pro Jahr ist sie die einsatzstärkste und eine der größten Freiwillige Feuerwehren in Wiesbaden. Wir besuchten die FF-Biebrich, um mehr über sie heraus zu finden.
Bereits 1851 wurde eine Freiwillige Feuerwehr in Biebrich gegründet. Sie ist damit neben der FF-Wiesbaden (Alt), die ein Jahr zuvor gegründet wurde und aus der die FF-Stadtmitte hervor ging, die älteste Freiwillige Feuerwehr in Wiesbaden. 65 Jahre wurde das heutige Feuerwehrhaus von der Wiesbadener Berufsfeuerwehr als Feuerwache 2 genutzt. Nach deren Umzug 1993 nach Mainz-Kastel befindet sich dort die FF-Biebrich. Bis vor kurzem befand sich zudem ein Rettungswagen der Johanniter Unfallhilfe mit dessen Besatzung in dem Gebäude. Seit Anfang des Jahres gehört nun auch dieser Gebäudeteil zur Feuerwehr Biebrich, nachdem die Rettungswachen in Wiesbaden zusammengelegt wurden. Das Gerätehaus bietet mit fünf Stellplätzen nun Platz für alle Biebricher Einsatzfahrzeuge: LF 16/12, LF 8/6, SW 2000-Tr, MTF und ein vereinseigener Anhänger. Doch das Gerätehaus ist längst nicht mehr für die heutigen Fahrzeuge geschaffen. Das Ein- und Ausparken wird zur Millimeterarbeit für die Fahrer, so eng sind die Fahrzeugboxen. Aber auch am restlichen Gebäude gibt es viel zu tun. Im ersten Obergeschoss finden sich viele kleinere Räume: Wehrführer-Büro, Büro der Gerätewarte, eine Küche, Umkleide und Duschen, ein Unterrichtsraum, ein Kameradschaftsraum und die „Taverne zum durstigen Günter“. „Man könnte jemanden fest einstellen, der sich hier um alles kümmert und der hätte jeden Tag zu tun“, so Wehrführer Günter Becker. Nach und nach werden die Fenster im Gebäude erneuert und auch das Wehrführer-Büro soll umziehen. Es soll in den ehemaligen Räumlichkeiten der Johanniter unterkommen. Dann soll ein Durchbruch einen Raum schaffen, der genügend Platz für alle Mitglieder der Einsatzabteilung bietet. Viele Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten am Gebäude werden von den Mitgliedern in Eigenarbeit geleistet.
Mit vier Fahrzeugen verfügt die Biebricher Wehr mittlerweile über einen der größten Fahrzeugparks einer Freiwilligen Feuerwehr in Wiesbaden. Ein LF 16/12 aus dem Jahr 1988, das ehemals von der Berufsfeuerwehr genutzt wurde, ist das größte Biebricher Einsatzfahrzeug. Ergänzt durch ein LF 8/6, Baujahr 2001, einen Schlauchwagen 2000-Tr, Baujahr 1996, und ein MTF aus dem Jahr 2000. Eigentlich sollte statt dem SW 2000 der Erbenheimer Gerätewagen Logistik (GW-L2) im Gerätehaus in Biebrich stehen. Doch das Fahrzeug war schlicht zu groß für das enge Feuerwehrhaus. So erhielt die FF-Biebrich den SW 2000-Tr der FF-Erbenheim. Aus Vereinsmitteln wurden die Fahrzeuge unter Anderem mit Hohlstrahlrohren und zusätzlichen Handfunkgeräten ausgestattet. Ein so großer Fahrzeugpark hat allerdings nicht nur Vorteile: Oft fehlen Fahrzeuge, wenn das MTF von der Berufsfeuerwehr oder anderen Freiwilligen Feuerwehr gebraucht oder das LF 8/6 für Veranstaltungen benötigt wird.
Die FF-Biebrich ist mit über 100 Einsätzen im Jahr die einsatzstärkste FF in Wiesbaden. Zu ihrem Einsatzgebiet zählen neben Wohnhäusern auch große Wohnanlagen, Industriegebiete, die Autobahn und das Ufergebiet am Rhein. Das erste Einsatzfahrzeug wird meist durch die umliegend wohnenden Mitglieder besetzt und ist so bereits nach wenigen Minuten einsatzbereit. Die restlichen Einsatzkräfte kommen mit dem Auto oder Fahrrad auch von entfernteren Ecken in Biebrich. Insgesamt zählen die Biebricher über 50 aktive Männer und Frauen – in der Jugendfeuerwehr sind 16 Jugendliche mit Eifer dabei. Ein großer Mitgliederwechsel – jedes Jahr verlassen rund 10 Mitglieder die Feuerwehr und 10 neue kommen hinzu – macht allerdings einen gleichmäßigen Ausbildungsstand schwierig. Manch einer wartet bis zu eineinhalb Jahre auf einen freien Platz beim Grundlehrgang, so WF Becker.
Auch am Biebricher Vereinsleben beteiligt sich die Wehr. Das Biebricher Höfefest wird für einen Tag der offenen Tür genutzt: Neben Fahrzeugausstellung, Führungen, Kinderbelustigung sorgt Live-Musik für Partystimmung am Abend. Aber auch beim Mosburgfest und der Gibber-Kerb ist die FF-Biebrich dabei und unterstützt die ausrichtenden Vereine beim Ausführen des Brandsicherheitsdienstes.
Wir bedanken uns für die vielen Informationen und die allzeit gute Zusammenarbeit beim Wehrführer Günter Becker, seinem Stellvertreter Michael Hörner sowie der gesamten Einsatzabteilung der FF-Biebrich.
Fotos: Michael Ehresmann