(thg) Im Rahmen unserer Reportage-Reihe waren wir zu Besuch im Wiesbadener Feuerwehrmuseum, das in der Feuerwache I untergebracht ist und sprachen mit Stefan Gärth, dem Verwalter des Museums.
“Ein Besuch lohnt sich!”, so lautet die Überschrift des Werbeflyers der im Eingangsbereich des Museums ausliegt…, und das können wir von Wiesbaden112 vorab schon einmal uneingeschränkt bestätigen! Man muss kein Feuerwehrangehöriger sein, um sich für diese Ausstellung zu begeistern.
Das hauptsächlich im Kellergeschoß angesiedelte Museum zeigt auf einer Fläche von rund 300 m² die geschichtliche und technische Entwicklung von Einsatz, Material und Fahrzeugen ab dem 15. Jahrhundert. Ins Leben gerufen wurde das Museum im Jahr 1963 durch Georg Sack, der sich aktiv für den Erhalt des Museums einsetzte, das damals noch in der alten Feuerwache I in der Neugasse angesiedelt war.
Seit nunmehr 3 Jahren hat Stefan Gärth die Betreuung und Verwaltung des Museums übernommen. Der historisch interessierte Berufsfeuerwehrmann verwaltet, wartet und pflegt dort, während seines normalen Feuerwehrdienstes, nicht nur Exponate aus dem Bereich der Technik, sondern auch das digitale Fotoarchiv sowie altes Bildmaterial und Presseartikel, die mit der Thematik der Feuerwehr zu tun haben. Ebenso findet man hier einen entsprechenden Buchbestand und Festschriften aus vergangenen Zeiten.
Mit seiner sympathischen und humorvollen Art präsentiert er großen und kleinen Interessierten die Schätze aus “seinem” Museum. Das fängt an beim kleinen Löscheimer, über Saug- und Druckspritzen, altertümliche Feuermelder und Brandmeldeanlagen, nostalgischen Atemschutzgeräten (wobei es sich zu den Anfangszeiten dieser Technik eher um nasse Schwämme handelte), über die veraltete Funktechnik bis hin zum Dampfspritzenwagen und dem bekannten Benz-Gaggenau Löschfahrzeug aus dem Jahr 1925, das vor der Feuerwache in einem Glashaus für das Museum wirbt.
Durch die geplante Umstellung auf Digitalfunk wird es im Bereich der Funktechnik demnächst zu neuen Ausstellungstücken kommen, da die zur Zeit vorhandenen analogen Geräte dann ebenfalls “museumsreif” werden. Neu ist der in einer kleinen Nische stehende Holzverschlag, in dem ein Luftschutzkeller nachgebildet wurde, den man sich durch ein Fenster in der Tür betrachten kann. Hier wurde liebevoll mit Bildern an der Wand eine Szene nachgestellt, die typisch für so einen Keller war. Auf einem Tisch steht ein alter Volksempfänger und an der Wand hängt eine Schutzmaske. “Wäre jetzt noch der passende Ton von Sirenen oder Flugzeugen zu hören, wäre diese Nachbildung perfekt”, so Stefan Gärth. “Aber hierfür überlegen wir uns noch was”.
Bei der Führung durch die Wache I stoßen wir immer wieder auf Sammelstücke, die im ganzen Gebäude verteilt sind. Im 1. Obergeschoss stehen Vitrinen, in denen in mühevoller Kleinarbeit Einsatzfahrzeuge im Maßstab 1:10 nachgebaut wurden. Außerdem steht dort, ebenfalls in diesem Maßstab, eine Nachbildung des alten Wiesbadener Rathauses, an dem mit 15 Zentimeter großen Puppen (alle in selbst gefertigten Uniformen) Szenen des Feuerlöschwesens demonstriert werden.
Die Hauptbesuchergruppen sind meistens Angehörige von Freiwilligen Feuerwehren, Schulen oder Kindergärten. Nach vorheriger Anmeldung (auch kurzfristig) können Gruppen bis 25 Personen sich kostenlos durch das Museum führen lassen.
Immer weiter auf der Suche nach neuen Ausstellungsstücken und Informationen über die Geschichte des Feuerlöschwesens ist das Wiesbadener Feuerwehrmuseum der “Arbeitsgemeinschaft der Feuerwehrmuseen in Deutschland” (AGFM) angegliedert, die regelmäßige Treffen und Informationsveranstaltungen durchführt. Hier tauscht man sich dann über neue Errungenschaften aus oder gibt Suchanfragen nach bestimmten Stücken an. Mit viel Glück bekommt man Exponate von Besuchern der Ausstellung denen zufällig einfällt, dass sie auf ihrem Dachboden noch Dinge lagern, die für das Museum von Interesse sein könnte.
Finanziert wird das Museum mit einem festen Jahresetat der Berufsfeuerwehr, der sich aber verständlicher Weise im Rahmen hält. Spenden erhält die Institution nur wenige, da der Bekanntheitsgrad nicht mit dem eines “normalen” Museums vergleichbar ist. Den größten Andrang erfährt das Museum bei dem Tag der offenen Tür, den die Berufsfeuerwehr alle zwei Jahre veranstaltet. Als Werbeobjekt für das Museum und zur Repräsentierung der Berufsfeuerwehr Wiesbaden steht auf der Wache I eine Magirus Drehleiter aus dem Jahr 1965, die an Oldtimer-Korsen und Festumzügen teilnimmt.
Nach rund eineinhalb Stunden verlassen wir mit glänzenden Augen das Museum und können jedem einen Besuch dieser liebevoll eingerichteten Ausstellung nur wärmstens empfehlen. Es war auch für uns ein Erlebnis und bedanken uns herzlich bei Stefan Gärth, dass er sich für uns die Zeit genommen hat.
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und das Wiesbadener Feuerwehrmuseum auch einmal besuchen möchte, der sollte unter der Telefonnummer 0611/499-0 oder per Mail an: stefan.gaerth [at] wiesbaden .de einen Termin vereinbaren. Öffnungszeiten sind täglich von 8:00 – 16:00 Uhr.