Seit 2011 tobt der Bürgerkrieg in Syrien. Vielen Menschen und vor allem Familien bleibt nur noch die Flucht aus ihrer Heimat. Das Flüchtlingslager Dormiz bei Dohuk im Nordirak ist für viele das erste und vorerst einzige Ziel knapp 70 Kilometer hinter der Grenze. 22.000 Flüchtlinge sind schon im Camp gelandet, rund 1.000 kommen täglich neu an – aufgenommen werden können jedoch nur maximal 500 pro Woche. Die Meisten kommen nur mit ihrem blanken Leben im Camp an.
Internationale Hilfsorganisationen kümmern sich vor Ort um die Flüchtlinge. Schulen, eine Klinik und provisorische Unterkünfte konnten schon installiert werden oder befinden sich im Bau. Insgesamt drei Teams der ASB-Schnelleinsatzgruppe für Auslandseinsätze unterstützten Ende vergangenen Jahres die Helfer in Dormiz. Mit sieben Zelten bauten sie eine Versorgungsstation für Verletzte und Kranke.
Mit dabei war auch Milton Scheeder. Beim ASB Mainz ist er als Assistent der Geschäftsführung tätig. Im November 2012 flog er mit dem zweiten Team als Logistiker mit ins Flüchtlingscamp, wo er sich primär um den technischen Betrieb vor Ort kümmerte, aber auch die Verletztenversorgung unterstützte.
In den zweieinhalb Wochen im Nordirak sammelte Scheeder viele Erlebnisse und Eindrücke. Besonders beeindruckt hat ihn die Tapferkeit der Flüchtlinge. „Sie jammern nicht“, sagt Scheeder kurz und plakativ, als er vom Leid der Menschen dort berichtet. Von einem 17-jährigen Mädchen, das seine Beine verloren hat und sich mit einem verrosteten Rollstuhl den Weg durch das schlammige Camp bahnen musste, bis die deutschen Helfer ihr eine brauchbare Fortbewegungshilfe bauten.
Von 9 Uhr morgens bis 22 Uhr abends versorgten die ASB-Helfer 150 bis 180 Patienten am Tag. „Das größte Problem ist die Hygiene“, erklärt Scheeder. Doch er findet auch seinen Reiz an der Aufgabe. „Dort machst Du wieder Basismedizin – da ist nix mit EKG“, ergänzt er.
Nun ist jedoch der Einsatz der ASB-Auslandsgruppe beendet und das Budget erschöpft. Zurück bleiben nur die Zelte und die Hilfsgüter. Damit hat sich Milton Scheeder nicht zufrieden gegeben. Zusammen mit der Geschäftsführung des ASB Mainz hat er einen Spendenaufruf innerhalb des ASB Mainz gestartet. Materielle und finanzielle Spenden konnten gewonnen werden.
Der Plan: Paletten mit Medizin und dringend benötigten Hilfsgütern in den Nordirak fliegen lassen und vor Ort verteilen. Mit drei bis fünf Paletten rechnete Scheeder bei seinem Aufruf. Schließlich kostet allein der Transport mit aller Bürokratie rund 350 Euro pro Palette. Doch es kam anders.
Hauptamtliche Mitarbeiter, Mitglieder der Schnelleinsatzgruppe und sogar zwei Schulen haben gesammelt ohne Ende. So versammelten sich 20 freiwillige Helfer von Rettungsdienst, Katastrophenschutz und sogar Lehrer der spendenden Schulen, um die Spenden zu sichten und zu packen. Auch die Zulieferer zeigten sich großzügig. Allein fünf Paletten an Medizin kamen zusammen.
Für Milton Scheeder war es wichtig, dass die nötigsten Materialien den Weg in den Nordirak finden. Mitte Februar werden dort bis zu -15°C erwartet, da ist Winterkleidung für Kinder und Erwachsene gefragt. Der Rest der brauchbaren Spenden soll in einer zweiten Lieferung im Sommer folgen. Bis dahin müssen auch noch weitere Unterstützer gefunden werden. Am wichtigsten sind die „Palettenpaten“, wie Scheeder die Spender für die Transportkosten der Paletten nennt.
Zwei Abende lang sortierten die motivierten Helfer die Spenden und bereiteten die Kartons für den Zoll vor. Wann genau es für Scheeder in den Irak geht, ist noch unklar – zuerst müssen die Spenden ankommen.
Danach soll das Engagement weiter gehen, egal wie sich die Lage in Syrien entwickelt. Scheeder macht klar: „Selbst wenn dort heute Frieden einkehrt, dauert es noch zehn Jahre, bis das Camp abgebaut ist.“
Die Hilfe wird gebraucht und kommt an. Wenn auch Sie den ASB Mainz bei seinem Engagement unterstützen wollen – gefragt sind derzeit vor allem Geldspenden für die Transportkosten der Paletten – melden Sie sich per Mail beim ASB Mainz (info@asb-mainz.de).
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